Die Kneipe als Paralleluniversum
Drei Fotografinnen widmen sich in einer Ausstellung dem Thema Kneipe

Dieses Foto hat die Fotografin Stefanie Schweiger im "Chez Hardy" im vergangenen Jahr aufgenommen .  | Foto:  Stefanie Schweiger
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Die Kneipe hat eine lange Tradition. Sie ist so etwas wie eine Institution und für viele Menschen unterschiedlicher Herkunft eine Anlaufstelle. Dort können sie reden, tanzen, lachen, weinen, trinken und auch rebellieren. Eine Fotoausstellung in der Kommunalen Galerie Berlin widmet sich derzeit dem „Paralleluniversum Kneipe“. Drei Fotografinnen nähern sich dem Thema auf unterschiedliche Weise.

Kneipen gab es im „alten Berlin“ an jeder Ecke. Auch jetzt findet man noch Stammlokale in den Kiezen. Doch immer mehr müssen schließen. Seit Jahren nimmt die Zahl der Kneipe kontinuierlich ab. Für die drei Künstlerinnen Anna Lehmann-Brauns, Friederike von Rauch und Stefanie Schweiger Grund genug, sich mit dem Thema zu befassen und Bilder für eine Tradition zu finden, die so manches Geheimnis birgt und langsam verschwindet.

Die noch verbliebenen „Chez Ickes“, wie die Kneipen auch genannt werden, sind ein lebendiger Teil der Berliner Kiez- und Kulturgeschichte. Die in schummriges Licht getauchten Räume mit Billard, Girlanden, Grünpflanzen und allerlei Nippes sind wie Bühnen des Lebens. Vor allem in Zeiten der Ungewissheit kann die Kneipe als Ort der Zusammenkunft und des Austauschs eine Entlastung sein. Dabei spielen Privilegien und soziale Herkunft kaum eine Rolle. Dass die Kneipe durchaus eine verbindende Wirkung haben kann und somit eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe erfüllt, zeigen die Arbeiten der drei Fotografinnen aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln.

Stefanie Schweiger wendet sich beispielsweise den Menschen zu. Sie begegnet ihnen mit Sensibilität, versucht Unterschiede zu überbrücken, Gemeinsamkeiten zu entdecken und sich einzulassen. Friederike Rauch setzt sich fotografisch mit Architektur, Raum und Atmosphäre auseinander und beobachtet sie mit großer Präzision und fängt sie ein. Anna Lehmann-Brauns schließlich beschäftigt sich mit dem Raum als Ort der Erinnerung mit farbintensiven, fotografischen Kompositionen.

Darüber hinaus widmen sich Friederike von Rauch und Stefanie Schweiger in ihrer ersten gemeinsamen Arbeit dem Thema Kneipe in filmischer Form. Entstanden sind Videos mit unbewegter Kamera, die meist menschenleere Situationen einfangen. Die Betrachter werden durch ihre Klangkulisse in die verschiedenen Kneipen Berlins mitgenommen. Weiter arbeiten die Künstlerinnen mit in den Kneipen gefundenen Zitaten und mit Interviews.

Zur Ausstellung gehört auch ein Rahmenprogramm. Für Sonntag, 26. März, 14 Uhr, laden die drei Künstlerinnen zum Ausstellungsrundgang ein. Am Mittwoch, 29. März, 18 Uhr, steht eine Lesung mit Anna Thalbach auf dem Programm und am Mittwoch, 3. Mai, 18.30 Uhr, gibt es einen Artist Talk mit Julia Rosenbaum.

Die Ausstellung „Chez Icke – Die Kneipe: Ein paralleles Universum“ ist bis 28. Mai in der Kommunalen Galerie Berlin, Hohenzollerndamm 176, zu sehen. Geöffnet ist Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr, Mittwoch von 10 bis 19 Uhr, Sonnabend und Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Dieses Foto hat die Fotografin Stefanie Schweiger im "Chez Hardy" im vergangenen Jahr aufgenommen .  | Foto:  Stefanie Schweiger
Eine Kneipe am Mierendorffplatz. Anna Lehmann-Brauns fotografierte den Raum als Ort der Erinnerung mit farbintensiven, fotografischen Kompositionen.  | Foto:  Anna Lehmann-Brauns
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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