Für Freunde von Schokolade ... und von regionalen Produkten
Wußten Sie, daß es hier mitten in Wilmersdorf eine Schokoladenmanufaktur gibt? Seit 1927 liegt sie in der Brandenburgischen Straße 17, und seitdem wird dort produziert und verkauft*. Ein Besuch bei „Erich Hamann Bittere Schokoladen‟.
Erich Hamann, der Großvater des jetzigen Inhabers Andreas Hamann, begann 1912 die Produktion von Schokolade und spezialisierte sich auf bittere Schokolade. Seine Rezepte werden immer noch angewendet, aber die Produktpalette ist 106 Jahre später wesentlich breiter. Jetzt gehören zum Sortiment auch Vollmilchschokolade, hauchdünne Plättchen, Borkenschokolade, Schokoladen mit Beimischung von Chili, Ingwer oder Pfeffer und die verschiedensten Arten von Pralinen.
In den 20er und 30er Jahren betrieb Erich Hamann sieben Geschäfte in Berlin, von denen nach dem Krieg nur das eine in der Brandenburgischen Straße übrigblieb, wo auch immer schon die Produktion stattgefunden hatte. Erich Hamann hatte sich dieses Haus 1927 bauen lassen. Vollständig erhalten aus dieser Zeit ist die vom Bauhaus-Künstler Johannes Itten entworfene Ladeneinrichtung. „Die Kunstschule von Johannes Itten lag zwar genau hinter unserem Haus in der Konstanzer Straße 14, aber kennengelernt hatten sich mein Großvater und Itten fernab am Wannsee, denn beide waren begeisterte Wassersportler“, berichtet Andreas Hamann.
Der Geschmack der Schokolade und der Schokoladenesser
Erich Hamann und in der Nachfolge sein Sohn und sein Enkel haben immer auf Geschmack statt Süße gesetzt, was bedeutet, daß bei der Herstellung von Schokoladetafeln zur Kakaomasse noch Kakaopulver, der eigentliche Geschmacksträger, hinzugefügt, aber mit dem Zucker gespart wird. Bei den Plättchen und der Borkenschokolade hingegen entfaltet sich das Aroma schon aufgrund ihrer Produktionsweise stärker. Während in den 90er Jahren besonders der älteren Kundschaft der Schokoladengeschmack wichtig war (und jüngere Kunden eher auf süß standen), gilt das jetzt schon für Kunden ab 30.
Belegschaft und Vertrieb
Beschäftigte der Betriebsgründer noch um die 60 Mitarbeiter, so sind es heute deutlich weniger. „Damals gab es mehr Personal, weil weniger Maschinen im Einsatz waren als heute, von denen eine computergesteuert ist.‟ In der Schokoladensaison, also zu Weihnachten und Ostern, sind es jetzt fünfzehn. Der hauptsächliche Absatzmarkt ist Berlin. „Es gibt unsere Schokolade im Fachhandel und in einzelnen Kaufhäusern. Supermarktketten beliefern wir nicht. Ebenso haben wir keinen Webshop, denn dafür wäre der Betreuungsaufwand viel zu groß, aber zwei oder drei Händler verkaufen unsere Produkte online. Und man kann aus der Ferne bestellen, dann liefern wir per Post.“ Und außerdem gibt es den Direktverkauf in der Brandenburgischen Straße.
Ein Blick in die Produktion
Wer jetzt noch etwas über die Herstellung von „Hohlkörperpralinen‟ und „Überzugspralinen‟ erfahren möchte oder Genaueres über die mindestens 110 Jahre alte Borkenwalze sowie weitere Einzelheiten zu der Manufaktur, der schaue sich den ausführlicheren Artikel im Kiezer Weblog an.
* Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 9-18 Uhr, Sa. 9-13 Uhr (am U-Bf. Konstanzer Straße). Telefon 873 20 85.
Autor:Michael Roeder aus Wilmersdorf |
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