Göttliche Spielzeit: Ku’damm-Bühnen ziehen vor dem Abriss noch mal alle Register
Charlottenburg. Es ist amtlich, im Juni 2018 werden Theater und Komödie am Kurfürstendamm abgerissen. Trübsal blasen gilt nicht, sagt sich allerdings das Ensemble und will noch einmal richtig Gas geben. Theaterchef Martin Woelffer: „Die Abriss-Spielzeit wird göttlich!“
Und sie hat schon begonnen. Während viele Berliner Theater während der Ferien pausieren, spielen die beiden Bühnen durch. Martin Woelffer ist sich sicher, dass viele Gäste noch einmal das Flair der alten Theater erleben möchten. Die Resonanz auf die wieder ins Programm genommene Posse „Pension Schöller“ gibt ihm Recht. Nach der ersten von sechs Aufführungen war Regisseur und Martin Woelffers Vater Jürgen Wölffer restlos begeistert: „Das war ein Riesenerfolg und noch einmal eine sehr schöne Sache für die Schauspieler, die Besucher und das Theater.“ Seinen Ärger über das nahende Ende der traditionsreichen Bühnen konnte er freilich nicht ganz verbergen: „Ich war hier lange Theaterchef, jetzt ist es mein Sohn – Theater und Komödie gehören zur Familie. Es ist schon ein Skandal. In Wien, Paris und London tut man alles, um solche Spielorte zu erhalten, hier werden sie abgerissen.“
Klassiker auf dem Spielplan
Weitere Klassiker stehen auf dem Spielplan. „Die 39 Stufen“ und „Veronika, der Lenz ist da“ kommen zur Aufführung. „Das ist die letzte Chance, die Inszenierungen an diesem Ort zu sehen oder wieder zu sehen“, sagt Martin Woelffer. Constanza Macras’ Tanzkompanie Dorky Park mit „Megalopolis“ gastiert am 9. und 10. August am Theater am Kurfürstendamm. Dass der Kampf ums Überleben die besten Komödien schreibt, beweist Franz Werfels „Jacobowosky und der Oberst“. Jürgen Wölffer inszeniert den Stoff als tragikomisches Roadmovie und eröffnet mit dem Schelmenstück am 10. September die Saison im Theater am Kurfürstendamm. Auf der Bühne stehen unter anderem Michael von Au, Walter Plathe und Marcus Ganser.
Die Komödie am Kurfürstendamm startet am 24. September mit der Uraufführung einer Dramatisierung von Hans Raths „Und Gott sprach: Wir müssen reden“. Martin Woelffer freut sich diebisch auf das Stück: „Gott, gespielt von Jochen Horst, bekommt in dem Stück eine sehr menschliche Seite. Er hat einen Burnout und muss sich coachen lassen.“ Auch in diesem Jahr wird es im Theater am Kurfürstendamm wieder ein Familienmusical von Christian Berg geben: „Das Gespenst von Canterville“. Premiere ist am 18. November im Theater.
Gayle Tufts und Desirée Nick
Wahlberlinerin Gayle Tufts lädt ab dem 26. November zur Weihnachtsshow „Very Christmas“ ein und in der Komödie läuft ab dem 3. Dezember das gar nicht besinnliche „Weihnachten auf dem Balkon“, in dem zwei benachbarte Familien es richtig krachen lassen. Désirée Nick gastiert dort mit „I feel betta, with Lametta – Dit is Berlin“.
„Auch die Publikumslieblinge Tanja Wedhorn und Oliver Mommsen wollten unbedingt noch mal in der Komödie am Kurfürstendamm auftreten“, sagt Martin Woelffer. "Diesen Wunsch habe ich Ihnen gerne erfüllt, und zwar gleich zwei Mal.“ Ab dem 8. November sind die beiden in der Wiederaufnahme von Neil LaButes „Lieber schön“ zu sehen, bei der auch Roman Knižka und Nicola Ransom dabei sind. Vom 14. Januar bis zum 25. Februar treten sie in „Die Tanzstunde“ auf. Mommsen spielt einen Wissenschaftler mit Asperger-Syndrom, Tanja Wedhorn eine Tänzerin, die aufgrund einer Verletzung befürchtet, nie mehr auf der Bühne stehen zu können.
„Unser Motto 'Stars und Vergnügen' lösen wir natürlich auch mit den geplanten Gastspielen ein“, verspricht Martin Woelffer. Geplant sind Konzerte mit den Berlin Comedian Harmonists, Klaus Hoffmann und Ulrich Tukur, ein Hörspiel in Concert mit Bela B von „Die Ärzte“, Auftritte von Comedians wie Michael Mittermeier, Oliver Kalkofe und Matthias Brodowy, Lesungen mit Max Goldt, Heinz Strunk und Marion Kracht sowie das Gastspiel „Gott der Allmächtige“ mit Anette Frier und Kai Lüftner.
Ab 2018 im Schiller Theater
Wie sein Vater blickt auch Theaterchef Martin Woelffer wehmütig auf die letzte Spielzeit in den historischen Theatern am Kurfürstendamm. Er hat aber auch frohe Kunde für das Publikum: „Es gibt eine Zukunft für unseren traditionsreichen Theaterbetrieb. Mein Team und ich ziehen 2018 ins Schiller Theater um.“ maz
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.