"Käthe" zieht zum Schloss
Im Käthe-Kollwitz-Museum werden Kisten gepackt
Über 35 Jahre lang pilgerten Kunstinteressierte und Bewunderer der Kunst von Käthe Kollwitz in die Fasanenstraße 24. Hier wurde im Mai 1986 für die deutsche Künstlerin ein Museum eröffnet, das schnell einen festen Platz in der Berliner Museumslandschaft einnahm. Jetzt nimmt das Museum Abschied. Aber es wartet auch ein Neuanfang.
In dem einstigen Ausstellungsraum des Käthe-Kollwitz-Museums stapeln sich die Kisten. Darin sind vor allem Exponate aus dem Museumsshop und Dokumente verpackt. „Die Kunst zieht erst am 24. August um“, sagt Neslihan Aslan. Die junge Frau ist für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Museums zuständig. Den Transport der Grafiken und Skulpturen wird ein Kunsttransport übernehmen. Insgesamt sind es 300 Exponate, die in die neuen Räume umziehen.
Der neue Standort für das Käthe-Kollwitz-Museum ist der Theaterbau am Schloss Charlottenburg. In dem dreigeschossigen frühklassizistischen Gebäude wird das Museum in eine neue Ära starten. „Die Räume sind großzügig. Und wir werden ausreichend Platz für Sonderausstellungen haben“, erklärt Aslan. Dafür waren die Möglichkeiten bisher sehr begrenzt. Auch am neuen Standort wird man sich noch eine Zeit lang einschränken müssen. Anfangs steht nur das Parterre zur Verfügung, weil die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten den Theaterbau renoviert. Das Obergeschoss kann dann ab 2024 zusätzlich genutzt werden. Aber ein riesengroßes Plus habe der neue Standort jetzt schon: Er ist barrierefrei. Das war bisher nicht so. Die alte Villa in der Fasanenstraße war für Rollstuhlfahrer und gehbehinderte Menschen schwer oder gar nicht zugänglich. Aus Gründen des Denkmalschutzes war das auch nicht zu ändern. Der neue Standort ermögliche nun eine zeitgemäße Museumsarbeit, freut sich Neslihan Aslan. „Die Kunst wird in den großzügigen Räumen gut zur Geltung kommen“, ist sie sich sicher. „Und vielleicht findet auch ein anderes Publikum den Weg zu uns.“ Schließlich sei das Charlottenburger Schloss ein Besuchermagnet für Touristen aus der ganzen Welt.
Über mangelndes Interesse musste sich das Käthe-Kollwitz-Museum auch in der Fasanenstraße nicht beklagen. Mit der Eröffnung des Museums hatte sich auch die Straße zu einer lebendigen Kunstmeile mit Galerien, Auktionshäusern und dem Literaturhaus entwickelt. In den 35 Jahren seines Bestehens haben fast 900 000 Gäste aus aller Welt das Haus besucht. Dazu gehörten gekrönte Häupter wie Königin Silvia von Schweden und König Philippe von Belgien. Aber auch in- und ausländische Schulklassen interessierten sich für die Ausstellungen. Insgesamt wurden fast 80 Sonderschauen gezeigt.
Bis das Käthe-Kollwitz-Museum am neuen Standort eröffnet werden kann – geplant ist der 25. September –, wartet noch eine besondere Hürde auf das Team: Die tonnenschwere und zwei Meter große Kollwitz-Figur aus Bronze muss aus dem Dachgeschoss der Villa an den neuen Standort gebracht werden. Das geht nur per Kran. Am neuen Standort soll „Käthe“ dann zukünftig vor dem Theaterbau die Besucher begrüßen.
Erste Einblicke in die neuen Räumlichkeiten wird Interessierten bereits am 27. August zur Langen Nacht der Museen gewährt. Es werden Kurzführungen angeboten und zu Werken und Texten von Käthe Kollwitz erklingt in den neuen Museumsräumen Instrumentalmusik auf historischen Instrumenten. An einer mobilen Siebdruck-Station im Schlossgarten werden einige Bildmotive von Käthe Kollwitz live gedruckt. Die Besucher können eigene Plakate zu Motiven von Kollwitz gestalten und mit Botschaften versehen.
Unter anderem für den Transport der Bronze-Skulptur, aber auch für die technische Ausstattung des neuen Foyers benötigt das Käthe-Kollwitz-Museum finanzielle Unterstützung. Über die Möglichkeit zu spenden sowie über den Stand des Umzugs kann sich jeder auf www.kaethe-kollwitz.berlin/museumsumzug informieren.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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