Im Rausch der Hormone: Markus Majowski ist „Der Mann, der sich nicht traut“
Charlottenburg. Dorninger Weg zum Hochzeitswalzer: Im Ku'damm-Theater inszeniert Jürgen Wölffer jetzt eine Beziehungskiste um den grantigen Sturkopf Wolfgang Jäger. Der hat den Freuden einer vor Gott bezeugten Liebe eigentlich abgeschworen. Und taumelt zähneknirschend ins Glück.
Große Gefühle sind sparsam zu empfinden – bis in die Herzgefäße hinein fühlt sich Wolfgang Jäger als Bürokrat. Der Hafen der Ehe: der Vorhof zur Hölle. „Ein morscher Ast der Gesellschaft auf dem schon zu viele sitzen“, sagt Herr Jäger, seines Zeichens Standesbeamter. Seinem Sohn Ullrich (Tom Ohnerast) hat er den Playboy in die Schultüte gesteckt, auf dass er nur ja nie die ewige Treue schwört. „Es wäre, als ob man Weihnachten jeden Montag feiert“, orakelt der bindungsscheue Beamte, verkörpert von Markus Majowski – und schon im nächsten Moment muss ihn Ullrich bitter enttäuschen: Er will heiraten – und zwar seine schwangere Freundin Gaby (Eileen Osei). Und deren schneidige Tante Julia (Adisat Semenisch), keinesfalls auf die große Liebe erpicht, ist Herr Jäger so ähnlich, dass es zu funken droht. Wird der Miesepeter nach einer gewittrigen ersten Nacht etwa doch noch weich? Oder flieht er zurück zu den Schäferstündchen mit seiner Sekretärin Fräulein Lamm (Simone Pfennig)?
„Der Mann, der sich nicht traut“, ein Stück aus der Feder von Curth Flatow, verhandelt die Angst vor Nähe am Beispiel alternder Großstadtmenschen – und stellt sie in Kontrast zum Streben einer überraschend vernünftigen Jugend nach sicheren Verhältnissen. Und wie sich zeigt, führen viele Wege zum Altar. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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