Berlin und seine Facetten
Kommunale Galerie zeigt Großstadtbilder
Vor 100 Jahren wurde Berlin zu Groß-Berlin. Die Stadt wuchs durch die Eingemeindung der bis dahin selbstständigen Vororte quasi über Nacht zur drittgrößten Metropole Europas heran. Anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Groß-Berlin“ stellt die Kommunale Galerie Berlin Fotos und Grafiken von Künstlern aus, die Berlin und ihre vielen Facetten zeigen.
„100 x Berlin“ zeigt Fotografien und Grafiken, die nicht nur Stimmungen verschiedener Epochen einfangen, sondern die auch in die Geschichte einer Großstadt blicken lassen. „Dabei wird selten das glorreiche Berlin gezeigt“, erklärt Norbert Wiesneth, der die Ausstellung kuratiert hat. „Es sind auch Verletzungen durch den Krieg, die Düsterheit oder die Leere, die sich mit surrealen, magischen oder verspielten Stimmungen verbinden“, sagt er weiter.
Düstere Mauern
Beispielsweise sind Mauern, Häuserwände und Brandmauern ein immer wiederkehrendes Thema. Unter anderem sind Radierungen des Grafikers Michael Otto zu sehen. Sie zeigen triste Häuserwände von Fabriken und geben die Stimmung im West-Berlin der 70er- und 80er-Jahre wieder. Die Grafikerin Ute Köhler ließ die alten Brandmauern der Großstadt in der Technik des Seidensiebdrucks wieder aufleben. Das feine Material und die zarten Farben lassen die düsteren Mauern in einer besonderen Stimmung erscheinen.
Fotos von Heinrich Zille
Gleich zu Beginn des Rundgangs durch die Schau hängen zwei Fotografien von Heinrich Zille. Ja, Zille hatte auch fotografiert. Genau wie in seinen Zeichnungen hat er auch in Fotos das Milieu in den Arbeitervierteln von Berlin festgehalten. Unter anderem ist eine Fotografie von 1901 zu sehen, das den Bullenwinkel in der Waisenstraße zeigt. „Wir stellen lokale Künstler und auch große Namen aus“, erklärt Norbert Wiesneth dazu. Zu den großen Namen gehörten zweifellos auch die beiden Aktionskünstler Christo und Wolf Vostell: eine Skizze vom verhüllten Reichstag und ein Vision für einen Wolkenkratzer auf dem Potsdamer Platz kurz nach dem Mauerfall.
Gasometer durch Kunst gerettet
Das riesige Bild des Gasometers in Schöneberg fällt sofort ins Auge. Der Künstler Karl-Ludwig Lange hatte das Bauwerk von 1980 bis 1981 aus allen möglichen Sicht- und Blickwinkeln heraus fotografiert. „Mit diesen spektakulären Aufnahmen hat er das Gasometer gerettet“, erzählt Wiesneth, denn das Gasometer sollte ursprünglich der Stadtautobahn weichen. Langes, sehr aufwendige Fotografien, die in einer Architekturzeitschrift erschienen, hatten zu einer nationalen Diskussion angeregt, die letztlich dazu führte, dass das Gasometer heute noch steht.
Artothek verleiht die Bilder
Alle Bilder der Ausstellung gehören zum Fundus der Artothek Charlottenburg-Wilmersdorf und können nach dem Ende der Ausstellung ausgeliehen werden. Die Artothek verleiht seit 1974 Werke zeitgenössischer und historischer Künstler und Fotografen aus der eigenen Sammlung. Für kleines Geld kann sich jeder Kunstinteressierte sein Lieblingskunstwerk für zehn oder 20 Wochen nach Haus holen. Wer die Abwechslung mag, kann die eigenen vier Wände mit immer anderen Kunstwerken gestalten. Insgesamt sind rund 1300 Werke im Fundus, rund 800 Stammkunden leihen sich regelmäßig etwas aus.
Wer ein Bild aus der Ausstellung „100 x Berlin“ ausleihen und sich schon einmal vormerken lassen möchte, muss sich beeilen: Die Schau ist nur noch bis zum 16. August in der Kommunalen Galerie Berlin im Hohenzollerdamm 176 zu sehen. Geöffnet ist Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr, Mittwoch von 10 bis 19 Uhr, Sonnabend und Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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