"Weg vom Fenster"
Preisträger des Vonovia Awards zeigen ihr "Zuhause" in der Kommunalen Galerie

Die Fotografin Nanna Heitmann setzte sich über ihre Bilderserie "Weg vom Fenster – Das Ende einer Ära" mit dem Schicksal der Kumpel auseinander und erhielt dafür den Nachwuchspreis der Fachjury.  | Foto: Nanna Heitmann
  • Die Fotografin Nanna Heitmann setzte sich über ihre Bilderserie "Weg vom Fenster – Das Ende einer Ära" mit dem Schicksal der Kumpel auseinander und erhielt dafür den Nachwuchspreis der Fachjury.
  • Foto: Nanna Heitmann
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Wo fühlen wir uns zuhause? Gibt es eine Art Kurzzeit-Zuhause? Fragen, mit deren Antworten sich ausgezeichnete Fotografen anlässlich des Vonovia Awards für Fotografie künstlerisch auseinandergesetzt haben – zu sehen in der Ausstellung "Zuhause" in der Kommunalen Galerie.

Mit völlig unterschiedlichen Ansätzen konfrontieren die Frauen und Männer hinter den Kameras den Betrachter mit Orten und Menschen verschiedener gesellschaftlicher Schichten. All das, was in den Ausstellungsräumen am Hohenzollerndamm ausgebreitet ist, kann ein Ort oder ein Gefühl von Zuhause sein.

Award mit 42 000 Euro dotiert

Der Award ist mit 42 000 Euro hoch dotiert. Eine Fachjury sichtete die eingereichten Serien mit über 4000 Einzelbildern und wählte aus der 33 Kandidaten umfassenden "Shortlist" die Gewinner aus. Diese "Shortlist" des Vonovia Awards für Fotografie, Anfang Oktober 2018 in der Berliner Helmut Newton Stiftung in einer "Digital Photo Lounge" für einen Abend vorgestellt, beeindruckte ob der qualitativ hochwertigen Beiträge.

Vier Preisträger wurden gekürt, die nun in zwei Ausstellungen mit ihren vollständigen Bilderserien gezeigt werden, zunächst in Berlin, anschließend in Bochum: Norman Hoppenheit verlässt als Kind mit seiner Familie kurz nach Mauerfall Dreesch, einen Stadtteil von Schwerin, und zieht in einen Vorort von Kiel. Dort entsteht ein neues Zuhause. Als Erwachsener und inzwischen ausgebildeter Fotograf, zieht es ihn erneut nach Dreesch, wo er den Ort und manche seiner Bewohner porträtiert. Es ist ein forschender und sensibler Blick eines Rückkehrers, in dessen Bildern sich ebenso Spuren des Melancholischen finden wie die pure Neugier für die Veränderung einer gebauten sozialen Utopie. Die Expertenjury des Vonovia Awards für Fotografie verlieh ihm den ersten Preis in der Kategorie „Beste Fotoserie“.

Wohnen in einer Großsiedlung

Auch der zweite Preis thematisiert das Wohnen in einer Großsiedlung, konkret Steilshoop im Norden Hamburgs, 1969 für 22 000 Menschen erbaut. Paula Markert bildet 2018 mit ihrer Serie „Ring/Halqa“ Menschen unterschiedlichster Nationen in diesem sozialen Biotop ab. Sie verwandelt die Aufenthaltsräume der riesigen Wohnanlage in eine Art Bühne und die Menschen, ob jung oder alt, spielen ihre Rollen auf diesen Bühnen – bewusst oder unbewusst – exzellent.

Neben solch direkten, eher dokumentarischen Bildideen ragt als dritter Preis der „Besten Fotoserie“ Lara Wildes „Exposed Landscapes“ und insbesondere ihr inszenierender, konzeptioneller Ansatz heraus. Der Vonovia Nachwuchspreis wird an junge Fotografen unter 26 Jahren vergeben. Nanna Heitmann hat mit ihrem Bildessay „Weg vom Fenster – Das Ende einer Ära“ die Jury überzeugt. Dem Raubbau an Mensch und Natur wird kaum jemand nachtrauern, die Herzlichkeit der Kumpels jedoch, ihre Traditionen, Bräuche und die ganz besondere Identität dieser Region sind dann auch für immer „weg vom Fenster“.

Die Ausstellung Vonovia Award für Fotografie 2018 ist bis 21. April zu sehen in der Kommunalen galerie, Hohenzollerndamm 176, Di-Fr 10-17 Uhr, Mi 10-19 Uhr, So 11-17 Uhr. Informationen auf www.kommunalegalerie-berlin.de.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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