Vorhang auf und Shalom! Deutsch-Jüdische Bühne Bimah zieht an den Ku'damm
Charlottenburg. Schauspiel meschugge: Das neue „Theater Größenwahn“ knüpft die Bande zu einem legendären Kabarett, in dem ein gewisser Bertolt Brecht laut zu denken pflegte. Unter der Leitung von Dan Lahav beschert es Besuchern Bühnenkost voller Ironie – und Klassiker im neuen Gewand.
Eine gute Geschichte geht nicht einfach zu Ende. Weder die Geschichte der Deutsch-Jüdischen Bühne Bimah. Noch die Geschichte des „Kabaretts Größenwahn“. Erst recht nicht jene von Miss Marple.
Im Falle der Bimah ermöglichten der Ausstieg im Admiralspalast und Weggang aus der City Ost einen Neuanfang im Westen. Im Hinblick auf das „Kabarett Größenwahn“, welches in den 20ern am Ku'damm seine goldenen Jahre erlebte, gab es dadurch die Chance zur Wiederbelebung als Theater. Und Miss Marple? Sie verwandelt sich hier in Esther Glick – eine jüdische Detektivin und Genießerin koscherer Kost.
Am Mittwoch, 16. September, hebt sich der Vorhang im neu bezogenen Quartier in der Meinekestraße 24 offiziell zum ersten Mal. Und damit jeder Gast die geschichtlichen Bezüge versteht, präsentiert Intendant Dan Lahav mit dem Stück „Café Größenwahn“ direkt eine Hommage an die Ku'damm-Kultstätte vergangener Tage.
Getragen vom aufgechlossenen Geist jener 20er-Jahre, soll das Theater seinen Platz finden in der Szene der City West. Eine Lage Berlins, die Lahav aber schon lange als Heimat betrachten darf als früherer Leiter der Galerie „4D“ am Savignyplatz und seinem Engagement als Verantwortlicher für die Jüdischen Kulturtage in Berlin.
Satirisch angehaucht und voller kultureller Eigenheiten: das Programm mit Bimah-Klassikern wie „Ephraim Kishon: Sie und Er und mehr“ oder dem Kurt-Tucholsky-Abend. Und dazu kommt als Neukreation „Esther Glick“.
Was das „Größenwahn“ laut Lahav in jedem Fall vermeiden will, ist das Prinzip „Theater von Juden für Juden über Juden“. Und nicht zuletzt deshalb dürfen sich Gäste auch auf ein Jugend-Theaterprojekt mit Unterstützung des Bundesfamilienministeriums in der Reihe „Demokratie leben!“ freuen. Es heißt „Shalom – Salam, wohin?“ und lässt jüdische, muslimische und christliche Jugendliche gemeinsam wirken.
Überhaupt will die Spielstätte mehr sein als nur ein Saal mit Bühne und Rängen. Im farbenfrohen Foyer entsteht derzeit die „Tucholsky-Bar“, verrät Sprecher Thomas Boehm. Und für ganz junge Freunde des Hauses ein kleines Amphitheater, in dem sich ein Sonntagnachmittag pädagogisch wertvoll zubringen lässt. Dass man nun nach Anfängen am Hohenzollerndamm und Stationen an der Filmbühne am Steinplatz, in der Neuköllner Jonasstraße und im Admiralspalast wieder am Ausgangspunkt angekommen durfte – ein glücklicher Umstand. „Das ist die Gegend, in der wir uns am wohlsten fühlen“, versichert Boehm. „Hier am Ku'damm kann man uns einfach nicht verfehlen.“ tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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