Wie in einem Roadmovie: "Drive Drove Driven" – Fotos, nicht nur für Autofans

Oldtimer ohne Fahrwerk oder schwebende Zukunft, Beni Bischof bearbeitet seine Aufnahmen digital und schafft damit amtlichen Interpretationsspielraum. | Foto: Beni Bischof
4Bilder
  • Oldtimer ohne Fahrwerk oder schwebende Zukunft, Beni Bischof bearbeitet seine Aufnahmen digital und schafft damit amtlichen Interpretationsspielraum.
  • Foto: Beni Bischof
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Der Deutschen liebsten Kinder widmet sich die Ausstellung „Drive Drove Driven“ in der Kommunalen Galerie – den Autos. Knapp zwei Dutzend internationale Fotografen haben sich dem Thema aus völlig unterschiedlichen Richtungen angenähert, ihre Ergebnisse sind ab Sonntag, 28. Januar, zu sehen.

Seit über 100 Jahren bestimmt das Auto das Alltagsleben vieler Menschen. Autos sind Fluch und Segen zugleich, Designwunder und Umweltkiller, Symbole für Flexibilität und Freiheit, Kultobjekte und für nicht wenige Enthusiasten sogar erotische Statussymbole. All das wird von einer überaus innovativen Autoindustrie mit Werbebildern und -filmen befeuert sowie von einer einflussreichen Autolobby unterstützt.

Vor diesem Hintergrund entwickeln Konstrukteure Automobile mit extremer Motorisierung und versprechen zugleich eine airbaggeschützte und neuerdings auch selbstgesteuerte Wohlfühloase – als aktueller Beleg im Bezirk dient die Straße des 17. Juni, die als Teststrecke für autonomes Fahren dienen wird. Kein Gegenstand, der mehr polarisiert.

Hier Ausdruck für kollektiven, kleinbürgerlichen Wohlstand, dort angesichts globaler Bevölkerungsexplosion und rasanter Automobilisierung Bedrohung der Atmosphäre. Auf den tempolimitfreien Autobahnen Deutschlands erfüllen sich die Sehnsüchte nach Geschwindigkeit und Freiheit, dort, wo sich parallel immer wieder tödliche Unfälle ereignen.

In der modernen und zeitgenössischen Kunst war und ist das Auto immer wieder zentraler Bildgegenstand, etwa bei Andy Warhol und Arman, bei Sylvie Fleury und Gabriel Orozco. Die Gruppenausstellung in der Kommunalen Galerie, Hohenzollerndamm 176, stellt 23 künstlerisch arbeitende Fotografen mit völlig unterschiedlichen Einzelwerken oder Bildserien vor. Die Besucher werden mit Bildern von Unfällen und leeren Straßen, parkenden oder wild abgestellten, verfallenden Autos, mit Oldtimer-Rallyes und gleich mehrfach mit dem sprichwörtlichen Unterwegssein im Auto konfrontiert.

Eines der Highlights sind die futuristischen Vehikel von Beni Bischof – die nicht auf den Straßen zu sehen sind. Bischofs digital veränderte Autos wirken wie am Fahrbahnrand abgestellte Mini-Ufos aus einem skurrilen Science-Fiction-Film. „Drive Drove Driven“ präsentiert unterschiedliche Automodelle und künstlerische Ansätze in über 60 Aufnahmen sowie ein vielschichtiges Gesellschaftsbild, in dem ein Abgesang auf unsere automobile Gegenwart genauso aufblitzt wie die noch immer weitverbreitete Faszination für den schlichten Gegenstand. Konzeptuelle Interventionen stehen neben soziologischen Untersuchungen, Autos werden ästhetisiert, marginalisiert oder ausgewählte Details zum Close-up erhoben. Besucher fühlen sich wie in einem Roadmovie, dessen Länge sie selber bestimmen können – das Auto als der coole Hauptdarsteller mit Stärken und Schwächen, der in eine ungewisse mobile Zukunft rollt.

Stadträtin Heike Schmitt-Schmelz (SPD) und Elke von der Lieth von der Kommunalen Galerie Berlin werden die Ausstellung am Sonntag, 28. Januar, um 12 Uhr eröffnen, die thematische Einführung übernimmt Matthias Harder.

<div class="docTextServiceText">„Drive Drove Driven – Autos in der zeitgenössischen Fotografie“ läuft bis zum 8. April, geöffnet ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, mittwochs von 10 bis 19 Uhr, sonntags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.</div>

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.744× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.086× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.698× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.608× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.