Mehr als nur Bücher
Wilmersdorfer Stadtbibliothek wird 130 Jahre alt
Im Oktober dieses Jahres feiert die Dietrich-Bonhoeffer-Bibliothek an der Brandenburgischen Straße ein rundes Jubiläum, denn die Stadtbücherei kann dann ihre eigene Geschichte 130 Jahre zurückverfolgen. Grund genug, schon jetzt über eine Veranstaltung oder ein Fest nachzudenken, wie Tabea Bader, Mitarbeiterin der Stadtbibliothek und unter anderem für deren Öffentlichkeitsarbeit zuständig, auf Nachfrage berichten konnte.
Damals erfolgte die Gründung noch unter einem anderen Namen und an einem anderen Ort. Der befand sich an der heutigen Mehlitzstraße, die von der Berliner Straße bis zur Wilhelmsaue verläuft. Sie war nach dem Wilmersdorfer Bauern, Grundbesitzer und Kommunalpolitiker Daniel Ludwig Mehlitz benannt, der 1826 in Wilmersdorf geboren und dort auch 1900 gestorben war. Die Straße hieß damals allerdings noch Prinzenstraße und wurde erst 1902 umbenannt.
Im Haus mit der heutigen Nummer 2 wurde 1893 die Wilmersdorfer Volksbücherei gegründet. Sie ist damit sogar noch etwas älter als ihr Charlottenburger Pendent, die Städtische Volksbibliothek und Lesehalle Charlottenburg, die 1898 als erste, nach amerikanisch-englischen Vorbild organisierte deutsche Leihbibliothek eingerichtet worden war. Diese zeitliche Nähe war allerdings sicherlich kein Zufall: Denn Stadt- oder auch Volksbüchereien, wie sie gelegentlich bezeichnet wurden, waren bereits damals sehr populär.
Den ersten Umzug der Wilmersdorfer Volksbücherei darf man wohl getrost als eine Art Aufwertung verstehen: Als neue Adresse fungierte seit Ende des Ersten Weltkriegs das Wilmersdorfer Stadthaus, das frühere Joachimsthalsche Gymnasium an der Kaiserallee. Die ist heute allgemein als Bundesallee bekannt. Inzwischen residieren dort Teile der Universität der Künste Berlin.
Bis zum nächsten wichtigen Einschnitt in die Geschichte der Wilmersdorfer Stadtbücherei sollten nun jedoch erst etliche Jahre vergehen. Im Februar 1955 war es aber dann soweit: Der Neubau an der Brandenburgischen Straße 2 war bezugsfertig. Seither ist die Bibliothek dort „zu Hause“, seit 1997 unter ihrem jetzigen Namen des Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer. Bis zur Bezirksfusion mit dem Nachbarbezirk Charlottenburg im Jahr 2001 war sie übrigens die Hauptstelle der Stadtbibliothek Wilmersdorf.
Mit dem Umbau im Sommer und Herbst des Jahres 2005 wurden die Erwachsenen- und Jugendabteilung miteinander verbunden, wodurch die Bibliothek auf die bekannten zwei Etagen konzentriert wurde. Seither können Personen im Rollstuhl beziehungsweise mit Kinderwagen beide Etagen durch den Einbau eines Aufzuges barrierefrei nutzen.
Apropos nutzen: Insgesamt 73 410 Medien, davon rund 27 800 Bücher Sachliteratur und 11 600 Bände Belletristik stehen aktuell für die Nutzerinnen und Nutzer zur Verfügung, die in der Regel ausgeliehen werden können. Darüber hinaus haben sich Stadtbibliotheken zur Publikumsbindung auch zu Veranstaltungsorten „gemausert“. So bietet die Dietrich-Bonhoeffer-Bibliothek derzeit jeden Sonnabend von 12 bis 16 Uhr kostenlos digitale Hilfe für ältere Menschen in den Bereichen Internet, Computer, Tablet, Smartphone und digitale Medien an. Am 27. Juni liest Wlada Kolosowa aus ihrem Roman "Der Hausmann" und am 10. Juli ist die Polizei zu Gast und warnt vor Tricktaten an Wohnungstür und Telefon. Doch auch und vor allem an junge Menschen denkt man heute in der Bibliothek mit Veranstaltungen zur Leseförderung für Kitagruppen und Schulklassen oder einem Sommerferienkurs für diese Altersgruppe.
Autor:Uwe Lemm aus Mahlsdorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.