135 Jahre rote Verführung: Der Lippenstift hat Geburtstag
1883 ahnte wohl niemand, als das Lippenrot zum ersten Mal in Stiftform auf der Amsterdamer Weltausstellung vorgestellt wurde, dass der rote Winzling zum meistgekauften Schönheitsprodukt der Welt avancieren würde. Nun wird der Lippenstift 135 Jahre.
Von Afrika über Asien, Amerika und Europa hat dieser emanzipatorische Zauber-“Stift“ die Herzen, aber auch die Lippen der Frauen erobert. Eine aktuelle Statistik besagt sogar, dass Frauen, die Lippenstift tragen, von Männern länger betrachtet werden als Gesichtsnackedeis. "Warum also auf diesen Farbmagneten verzichten?", so René Koch. "Jede Frau sollte mindestens fünf davon besitzen. Je nach Laune, Anlass, Ziel und Outfit."
Rot steht für Leidenschaft
Rot steht für Power und Leidenschaft, Rosé für Zartheit und Romantik, Lila für Extravaganz und Mut, Orange für Energie und Kreativität, Braun für Natürlichkeit und Wärme. Ein Tipp vom Meister: "Je später der Abend, desto kräftiger sollte das Lippenrot sein."
Der Schönheitsguru plädiert für Farbfreiheit und Individualismus, weg von Modediktaten. Begonnen hat seine Berufung im Frühling 1968 an einer Berliner Kosmetikschule, wo sich René Koch zum Visagisten und Kosmetiker ausbilden ließ – übrigens als einziger Mann in dieser damaligen Frauen-Domäne. Danach volontierte er als Make-up-Artist bei dem amerikanischen Kosmetikriesen „Charles oft he Ritz“ und avancierte später bei „Yves Saint Laurent Beauté“ zum Chefvisagisten, reiste 21 Jahre lang um die Welt, lernte die Schönen und die Reichen kennen, hat in dieser Zeit Prominente geschminkt, gestylt und beraten: von Hildegard Knef über Claudia Schiffer bis Brigitte Nielsen oder Shirley Bassey.
Zu Gast beim „Herrn der Stifte“
Er entdeckte früh seine Leidenschaft für das Sammeln von Lippenstiften und so war von Paris über London bis New York kein Flohmarkt vor ihm sicher. 2008 präsentierte René Koch diese Sammlung mit Pretiosen und historischen Raritäten zum ersten Mal der Öffentlichkeit: Lippenrot vom Barock über die Belle Epoque, der Stumm- und Tonfilmära, aus den Nachkriegsjahren bis heute kann in seinem Lippenstiftmuseum bestaunt werden. Und am Ende weiß man gar nicht mehr, was mehr beeindruckt: die Exponate oder René Koch, der „Herr der Stifte“.
Führungen durchs Lippenstiftmuseum
Anlässlich dieses 135. Jubiläums des Lippenstifts gibt es im Berliner Lippenstiftmuseum Events mit Führungen durch die Kulturgeschichte des Lippenrots, Workshops zum aktuellen Make-up-Look und Buchlesungen aus René Kochs Biografie „Abgeschminkt“ sowie seinem Buch „Ne Lippe riskieren“.
Autor:Manuela Frey aus Charlottenburg |
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