Jüngere Mitglieder willkommen: Heimatverein Wilmersdorf feiert 60-jähriges Jubiläum
Wilmersdorf. Der Heimatverein Wilmersdorf hat am 30. August im Rahmen eines Festakts 60-jähriges Jubiläum gefeiert. Berliner-Woche-Reporter Michael Nittel sprach mit der Vorsitzenden Monika Thiemen über das Jubiläum sowie die Bedeutung von Heimatpflege.
Welche Motivation hatten die Gründungsmitglieder, den Heimatverein ins Leben zu rufen?
Monika Thiemen: Vor 60 Jahren haben zahlreiche Bürger und Gewerbetreibende an den unterschiedlichsten Veranstaltungen im Rahmen der Festwoche „750 Jahre Schmargendorf“ teilgenommen. Allein bei einem Fußballspiel zwischen der Bezirksverordnetenversammlung und dem Bezirksamt im Stadion Wilmersdorf kamen rund 10 000 Zuschauer. Diese rege Teilnahme hat gezeigt, dass sich viele Menschen mit dem Heimatgedanken beschäftigen. Und da die Freiwillige Feuerwehr Schmargendorf, die damals viel für die Bevölkerung gemacht hatte, ein Jahr zuvor geschlossen worden war, verständigte man sich darauf, etwas Neues, Gemeinsames im damaligen Bezirk Wilmersdorf aufzubauen.
Hat sich in den 60 Jahren an den primären Zielen des Vereins etwas geändert?
Monika Thiemen: Nein. Die Zielsetzungen sind die alten geblieben. In unserer Satzung ist immer noch verankert, dass wir den Heimatgedanken pflegen. Geändert hat sich nur insofern etwas, dass wir versuchen, gesellschaftliche Aktivitäten mit dem Heimatgedanken zu verbinden.
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?
Monika Thiemen: Wir haben unlängst die Pflege des Weinbergs im Stadion Wilmersdorf übernommen, damit auch künftig Wilmersdorfer Wein gelesen und gekeltert werden kann.
Beziehen Sie als Verein auch politisch Stellung und wenn ja, in welcher Form?
Monika Thiemen: Manchmal ja. Aber ich habe den Anspruch, in solchen Fällen ein Mitgliedervotum herbeizuführen. Bebauung ist ja immer ein Reizthema, wie zum Beispiel bei der Cornelsenwiese. Natürlich gibt es Mitglieder, die sich vehement dafür einsetzen, dass dort keine Bebauung stattfindet. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Stimmen im Verein, die sagen, irgendwo müssen unsere neu Hinzugezogenen ja auch wohnen. Insofern würde ich in diesem Fall kein Votum abgeben wollen. Es sei denn, wir haben dazu eine Mitgliederbefragung durchgeführt. Und es gäbe eine Mehrheit.
Sportvereine bemängeln häufig, dass sie ein Problem damit haben, junge Mitglieder zu finden. Haben Sie ein Nachwuchsproblem?
Monika Thiemen: Ja. Das Durchschnittsalter bei uns liegt zwischen 70 und 75 Jahren. Darüber kann man lange philosophieren. Ich denke aber schon, dass das viel mit dem Namen „Heimatverein“ zu tun hat. Unter „Heimat“ wird sich jeder etwas anderes vorstellen. Und nicht jeder wird gleich sagen: Ja, das ist genau mein Ding, sich vorrangig um die Geschichte von Wilmersdorf zu kümmern.
Bereitet Ihnen das Kopfzerbrechen?
Monika Thiemen: Ich bin seit 2014 Vorsitzende und in dieser Zeit ist unsere Mitgliederzahl von etwas über 50 auf 80 gestiegen. Das finde ich zunächst einmal sehr erfreulich. So wollen wir weitermachen. Und wenn wir die stolze Zahl von 100 überschritten haben, werden wir überlegen, wie man auch junge Menschen besser einbinden, was man ihnen für ein Angebot machen kann.
Was wünschen Sie sich für Ihren Heimatverein in der Zukunft?
Monika Thiemen: Ich wünsche mir, dass wir in jedem Fall unser 75-Jähriges feiern werden, dass die Mitgliederzahl weiter wächst und wir das Miteinander weiterhin pflegen können.
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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