Polarstern am ü50-Partyhimmel: Norbert Wohlan

Norbert Wohlan mit seiner neuen Single "Schließ die Tür ganz leise". Text aus eigener Feder, vertont von Erfolgskomponist Hannes Marold aus Graz. | Foto: Matthias Vogel
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Wilmersdorf. Norbert Wohlan aka Norbi hat die Tür zu seiner Karriere als Entertainer und Schlagersänger Spalt für Spalt weiter aufgedrückt – gerade erst wieder. Mit einem Song aus eigener Feder, der paradoxerweise den Titel „Schließ die Tür ganz leise“ trägt.

Norbert Wohlan ist 56 Jahre alt und da sitzt er nun in einem Café seines Kiezes am Rüdesheimer Platz, rundum zufrieden. Das war vor etwa zehn Jahren nicht unbedingt abzusehen. Da kehrte er dem Journalismus halb gezwungen, halb aus eigenem Antrieb heraus den Rücken und sattelte um. Zunächst versuchte er sich mit einem Künstlercafé am Südwestkorso, scheiterte aber an der ungünstigen Lage, wie er heute sagt.

Mit dem zweiten Anlauf zur Neuorientierung fiel er dann auf die Füße. Seit jeher hat ihn die Musik und das Showbiz interessiert, und während die meisten Altersgenossen seiner Jugendzeit auf die Beatles und die Rolling Stones abfuhren, war es der Schlager, der es ihm antat. „Ich bin deshalb schräg angesehen worden, aber das hat mich nicht gestört“, erinnert er sich. Und als publik wurde, dass er die Fanpost der Gruppe Baccara – damals mit „Yes Sir, I Can Boogie“ dick in der Hitparade vertreten – beantwortete, stieg auch sein Ansehen bei den Mitschülern.

Der Türöffner im Hier und Jetzt war die Idee, einen Songcontest à la „Deutschland sucht den Superstar“ im Bezirk auf die Beine zu stellen – und zwar für Senioren. 2008 rief er beim Bezirksamt an, um den Seniorenclub an der Bundesallee als Räumlichkeit zu buchen. „Ich habe Dutzende Zuschriften bekommen, es gab ein Casting und ich war überrascht, wie groß die Bandbreite der Musikrichtungen und wie gut die Qualität der Sängerinnen und Sänger war.“ Norbert Wohlan gewann Sponsoren für die Prämierung – Foto-Shooting, Studioaufnahmen für eine eigene CD, Reisegutscheine. Der Abend der Entscheidung habe dann „eingeschlagen wie eine Bombe“, sagt er. „Ausverkauftes Haus, der RBB hat angerufen und war mit einer Kamera dabei. Das Ding hat uns fast überrollt.“

Weil der Seniorenclub nach 15 Jahren mal wieder bis auf den letzten Platz besetzt war, ließ der Anruf der Wilmersdorfer Seniorenstiftung, damals noch im Bezirksamt verortet, mit dem Wunsch nach einer weiteren Zusammenarbeit nicht lange auf sich warten. „Das war mein Einstieg“, sagt Wohlan. 13 oder 14 Staffeln habe es von der Show „Oldie-Super-Star 60+“ in der Folge gegeben, ehe sie drohte, sich totzulaufen. Jetzt, nach mehrjähriger Pause, stehe aber eine Neuauflage vor der Tür. „Ich suche Talente für die Show kommendes Jahr“, kündigt er an.

Wenn die „Gute-Laune-Garantie aus Berlin“, wie sich Norbert Wohlan nennt, erzählen soll, was sie mittlerweile alles so macht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, weiß sie gar nicht, wo sie anfangen soll. Zunächst einmal hat er in der Seniorenunterhaltung eine Marktnische für sich entdeckt und besetzt. Sein Entertainment-Paket für die betagten Mitbürger fußt auf vier Säulen, regelmäßig organisiert er musikalische Tagestouren im Bus, veranstaltet ü50-Tanzpartys, ist als Moderator, DJ und Sänger für Seniorenveranstaltungen buchbar und bittet regelmäßig zur „Noche Cubana“, bei der er die Ausstellung seiner Fotos aus einem Kuba-Urlaub vom authentischen Programm seiner Kollegin Mayelis Guyat veredeln lässt.

Nebenbei ist er als Notarzt in der Daily Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ oder beim TV-Kochwettbewerb „Das perfekte Dinner“ zu sehen, dreht dort einen Werbespot für eine Supermarkt-Kette ab oder ist – ganz aktuell – als Synchronsprecher unterwegs. „Alles Dinge, die sich nach und nach ergeben haben“, sagt er.

Sein neuer Song, der auf der ersten Liebe des jungen Norbert Wohlan zu einem Mädchen aus der DDR basiert, laufe ebenfalls gut. „Als ich den vorgestellt habe, hat eine Seniorin im Rollstuhl meine Hand nicht mehr losgelassen und vor Rührung geweint. So etwas ist für mich unbezahlbar.“ Der Titel „Schließ die Tür ganz leise“ ist also nicht Programm für Norbi. Im Gegenteil, er macht das Tor zum Erfolg wieder um einen Spalt breiter. maz

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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