Überwältigende Spendenbereitschaft
Über 23.000 Euro für Stolpersteine am Bundesplatz gespendet
17 neue Stolpersteine sollen rund um den Bundesplatz verlegt werden. Die Initiative Bundesplatz und die Stolpersteininitiative Charlottenburg-Wilmersdorf hatte bereits im November vergangenen Jahres die Bürger zu Spenden aufgerufen. Mit überwältigendem Ergebnis.
„Mehr als 23 000 Euro sind für Stolpersteine am Bundesplatz gespendet worden“, freut sich Bernhard Strohmayer von der Bürgerinitiative. Darunter seien einige größere Spenden von mehr als 2000 Euro und zahlreiche kleine Spenden ab fünf Euro aufwärts gewesen, teilt er auf der Homepage der Initiative Bundesplatz mit. Ein so „überwältigendes Ergebnis“ hätte er nicht erwartet. Aber es zeige das große Interesse der Berliner an der Beschäftigung mit den ehemaligen Nachbarn, an deren Schicksal mit den Stolpersteinen erinnert wird.
Viele Juden lebten in Wilmersdorf
In Wilmersdorf gab es besonders viele jüdische Familien, die unter dem Nazi-Regime leiden mussten. Mit 14 Prozent gab es hier von allen Berliner Bezirken den weit höchsten Anteil jüdischer Bevölkerung. Was also sei naheliegender, als sich auf Spurensuche nach den ehemaligen Nachbarn zu begeben, dachten sich die Mitglieder der Initiative Bundesplatz. Sie recherchierten zu Deportierten und Ermordeten, die einst als Nachbarn am Bundesplatz gelebt hatten. Am Ende wurden 17 Personen ausfindig gemacht, für die noch keine Stolpersteine verlegt wurden.
An diese Menschen wird erinnert
Ein genauer Termin für die Verlegung der Stolpersteine steht noch nicht fest. Die Initiative Bundesplatz rechnet damit, dass voraussichtlich im Mai die kleinen Messingsteine vor den jeweiligen Häusern verlegt werden. Am Bundesplatz 1 werden drei Stolpersteine für Minna und Marie Bergmann sowie für Rosa Fischer verlegt. Alle drei Frauen wurden deportiert und in Konzentrationslagern der Nazis ermordet. Am Bundesplatz 4 wird an Georg Colani erinnert. Auch er wurde ermordet. Drei Stolpersteine werden in den Gehweg vor dem Haus Bundesplatz 7 für Pauline und Bruno Hirschfeld und Sabine Schützer eingelassen. Das Ehepaar Hirschfeld wurde gedemütigt und entrechtet. Am Ende blieb nur die Flucht in den Tod. Sabine Schützer wurde in Auschwitz ermordet.
Im KZ ermordet
Hannah Cohn und Gertrud Heymann lebten bis zu ihrer Deportation am Bundesplatz 11. Sie wurden im KZ getötet. Vor dem Haus Bundesplatz 15 erinnern drei Stolpersteine an drei Bewohner: Liesbet Letocha, Friedrich Meinhart und Else Czapski. Am Bundesplatz 17 wird an Jetty Linker und Deby Doba Rybier gedacht und am Bundesplatz 18 bekommen Selma Leubuscher, Isaac Kahane und Cäcilie Cyria Butterweich einen Gedenkstein. Sie alle wurden in Konzentrationslagern ermordet.
Vor dem Haus Bundesplatz 17 ist die Verlegung von zwei weiteren Stolpersteinen durch die Initiative Stierstraße geplant für Helene Davidson und Gerta Lea Kaiser. Die beiden Frauen überlebten in einem Versteck.
Patenschaft für einen Stolperstein
Die Initiative bedankt sich bei allen Spendern. Sie haben dazu beigetragen, dass genügend Finanzmittel auch für weitere Vorhaben zur Verfügung stehen. Die Spenden, die auf einem Unterkonto beim Bezirk verwahrt werden, werden ausschließlich für Stolpersteine verwendet.
Im gesamten Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf liegen 3440 Stolpersteine (Stand vom 28.Oktober 2020).
Am 4. Oktober 2010 wurde der 1000. Stolperstein verlegt. Den 2000. Stolperstein verlegte der Künstler und Initiator des Stolperstein-Projektes Gunter Demning am 10. Juni 2013. Am 10. Mai 2017 wurde der 3000. Stolperstein verlegt.
Im Bezirk kümmert sich eine Stolperstein-Initiative um dieses Gedenkprojekt. Für 120 Euro kann jeder eine Patenschaft für die Herstellung und Verlegung eines solchen Gedenksteins übernehmen.
Weitere Infos und Kontakt: www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/ueber-den-bezirk/geschichte/stolpersteine/.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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