Wilmersdorf. Schmackhafte Spezialitäten und angeregte Gespräche - aber bitte nicht zu lange: Beim Rheingauer Weinbrunnen am Rüdesheimer Platz müssen die Winzer den Ausschank diesmal um 21.15 Uhr stoppen und bis 22 Uhr für Stille sorgen. Den Ausschlag dafür gab eine einzige Beschwerde.
Heinrich Basting schenkt aus, wie er es schon sein Vater Adam tat. Und zusammen mit zwei weiteren Winzerkollegen aus dem Rheingau wird er auch im 47. Jahr des Weinbrunnenfestes seine Art von Genusskultur im Grünen pflegen, beinahe so, als habe es den Einwand von Einwohnerseite nicht gegeben. "Beschwerden wegen Lärm hatten wir ja schon häufiger. Und nun sind sie leider wieder aufgekommen." Klartext sprach Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD), der zur Eröffnung des Weinbrunnens in Begleitung einer Delegation aus dem Pekinger Partnerbezirk Dongcheng erschienen war. Ursache für die verschärften Bestimmungen sei keineswegs eine Klageflut gewesen, sondern "eine einzige Anwohnerbeschwerde. Der gegenüber stehen viele, viele Fans dieses Events", versicherte Naumann. Dass die Durchsetzung des Lärmschutzes ab 22 Uhr mit Absperrgitter und Security-Kräften recht drastisch erfolgt, hält er für überzogen: "Wir sind hier in Berlin, in einer großen Stadt. Bis auf wenige Ausnahmen hören wir viel Zustimmung und feiern ein friedliches Fest mit der Nachbarschaft."
Ansonsten verspricht der diesjährige Weinbrunnen laut Winzer Basting einen gelungenen Riesling, den man bis in den Herbst hinein täglich ab 15 Uhr genießen kann. Mit rund 80 Prozent ist dies die dominierende Rebsorte im Rheingau. Nur eine Nebenrolle spielt der Spätburgunder.
Und die chinesischen Gäste? Sie gönnten sich am Tisch der Ehrengäste am Eröffnungstag ein Gläschen und kamen dabei ins Schwärmen. "Es ist ein sehr moderner Bezirk mit vielen grünen Bäumen und sauberer Luft", schilderte Li Ting als Sprecherin der Delegation ihren Eindruck von Charlottenburg-Wilmersdorf. "Die Leute sind hier offenbar frei und glücklich. Und sie genießen das Leben."
Thomas Schubert / tsc
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