Altes Programm, kein Personal: Musikschule vor dem Computercrash
Charlottenburg-Wilmersdorf. Harmonien mögen im Lehrplan stehen. Doch in der Verwaltung der Musikschule City-West steckt eine Dissonanz: Ein veraltetes Computersystem regelt den Fluss von Kursbeiträgen und Honoraren. Und es ist niemand mehr da, der es beherrscht.
Musikalische Erziehung hängt vom Talent der Schüler ab, sicher auch von der Vermittlungsgabe der Lehrer. Und von Grundgegebenheiten, die nicht ganz so selbstverständlich sind, wie sie sein sollten. Keine Unterrichtsstunde der Musikschule City West findet statt ohne Beitragszahlung der Kursteilnehmer und Honorare für Dozenten. Nur: Der Zahlungsverkehr hängt an einer Computersoftware, die keiner mehr kontrolliert.
"Wir sind die letzten"
„Diese Software ist veraltet und hat keinen Wartungsvertrag mehr“, warnte Kulturstadträtin Heike Schmitt-Schmelz (SPD) bei ihrem Bericht vor einem Computerkollaps. Elf von zwölf Berliner Musikschulen seien bereits zu einem neueren System gewechselt. Nur Charlottenburg-Wilmersdorf hält an den alten Algorithmen fest. „Wir sind die letzte Musikschule, die sich auf den Weg macht“, bedauert Schmitt-Schmelz. Nun ist dies kein neues Problem, sondern eines, das Schmitt-Schmelz von ihrer Amtsvorgängerin geerbt hat. Kern des Übels: Es fehlt an Personal, um den Generationenwechsel der Software zu regeln. Eine einzige Stelle könnte genügen, um die Gefahr abzuwenden. Doch die ist nicht in Sicht.
Bisherige Lösungsversuche des Bezirksamts zielten auf eine Umverteilung von Stellen ab. Als unmöglich erwies sich die Versetzung eines Mitarbeiters aus der Bezirkskasse. „Dort gilt das Vieraugenprinzip“, erklärt Schmitt-Schmelz. Soll heißen: Es braucht aus Sicherheitsgründen weiter zwei Personen, um den Schatz von Charlottenburg-Wilmersdorf zu hüten, auch wenn fachlich eine reicht.
Gerade im Kultur- und Weiterbildungsbereich ging der Stellenabbau in den Jahren des Sparens recht ungehemmt vonstatten – was sich jetzt rächt. Mit der Musikschule City West trifft es eine Instanz, die zwar zuverlässig Geld in die Bezirkskassen spült, aber selbst klamm dasteht. So schnell wie möglich will Schmitt-Schmelz „kreativ zu einer Lösung kommen". Die Dringlichkeit ist da. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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