Ein Autowrack und seine Geschichte
Ausstellung warnt vor den Schrecken des Krieges

Die Ausstellung "Testament of Bucha" soll zum Nachdenken anregen.  | Foto: K. Rabe
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Auf dem Kurfürstendamm, zwischen Luxus-Boutiquen und Cafés, erinnert seit einigen Tagen ein Autowrack an die Schrecken des Krieges in der Ukraine. Mit dem ausgebrannten Van auf dem George-Grosz-Platz soll ein Zeichen gesetzt und auf den täglichen Kampf der ukrainischen Menschen aufmerksam gemacht werden.

„Testament of Bucha“ heißt das ukrainisch-deutsche Projekt. In dessen Mittelpunkt steht ein zerschossenes, ausgebranntes Auto, in dem vier Zivilistinnen aus der ukrainischen Stadt Bucha den Tod fanden. Zu den Insassinnen gehörten die 53-jährige Tamila Mishchenko und ihre 14-jährige Tochter Hanna. Gemeinsam mit zwei anderen Frauen wollten sie aus Bucha fliehen. Noch in der Stadt stießen sie auf russische Schützenpanzer. Der Van wurde beschossen und fing Feuer. Die vier Frauen verbrannten. Dabei wollten sie nichts anderes, als einen Ort zu finden, an dem sie in Frieden leben können.

Das zerstörte und ausgebrannte Auto steht nun mitten auf dem Ku’damm und konfrontiert die Passanten mit der Realität des Krieges. Das Projekt haben Andriy Radnyuk und Roman Semenyshyn-Braescu initiiert. Beide sind Ukrainer und traten zu Beginn des Krieges in die Reihen der Territorialverteidigung ein, um ihre Heimat zu schützen. Mit diesem Projekt wollen sie „die Folgen des Krieges nach Berlin tragen, damit die Besucher der Installation verstehen, was unser Land durchgemacht hat und immer noch durchmacht“, sagt Radnyuk. Die Erfahrungen seines Landes sollen auf diese Weise weitergegeben werden, damit sich die Tragödie von Bucha nirgendwo anders ereignet. „Jeder und jede hätte in diesem Auto sitzen können“, sagt er. Daher sei es wichtig, ein authentisches Erlebnis zu schaffen und die Fakten über den Krieg zu erzählen, ohne dass die russische Propaganda eingreife, erläutert Radnyuk. Neben dem ausgebrannten Fahrzeug sind kleine Bildschirme installiert. Das Videomaterial vervollständigt die Geschichte des Vorfalls.

Stadtrat Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Grüne), der das Projekt von Anfang an unterstützt, ist sich sicher, dass die Ausstellung Diskussionen auslösen werde. Denn sie steht in einem krassen Gegensatz zu den Luxusläden auf dem Boulevard. Viele Menschen hätten gefragt: Müsst ihr jetzt den Krieg mit diesem Projekt hierher tragen? „Das tun wir nicht. Aber eins wollen wir: unsere Bequemlichkeit und unsere Ruhe stören“, betont Schruoffeneger. „Der Krieg in der Ukraine verlangt nach einer breiten politischen Diskussion über die Folgen für unser Selbstverständnis als große europäische Nation. Diese Ausstellung ist ein Beitrag dazu.“

In Berlin wird die Präsentation unter anderem unterstützt von Oleksandr Shpak, Balletttänzer am Staatsballett Berlin, und der Regnum Legis, Gesellschaft für rechtsstaatliches Bewusstsein. Die Schirmherrschaft hat Andriy Melnyk, Botschafter der Ukraine in Deutschland. Die Installation „Testament of Bucha“ ist bis zum 15. September auf dem George-Grosz-Platz zu sehen.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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