Autofahrer ausgebremst: Initiative erzwingt Verkehrsberuhigung am Bundesplatz
Wilmersdorf. 50 Jahre ist es nun her, seitdem der Nord-Süd-Tunnel den Bundesplatz durchtrennt. Und zum unrühmlichen Geburtstag plant die örtliche Initiative ein Fest in der Röhre. Über der Erde geht es dank Tempolimit langsamer voran. Und die Bürger erreichen den Platz so einfach wie noch nie.
Es ist, als wüchse der Kiez an den Bundesplatz heran. Gehwegvorstreckung heißt die jetzt begonnene Verengung an den beiden Spangenstraßen im Behördendeutsch. Solche Bordsteinzungen an den Fahrbahnen sind am Bundesplatz vorerst das Höchste der Gefühle. So lange die Zebrastreifen noch nicht bewilligt sind, sollen wenigstens diese Vorstreckungen Anwohnern Lust machen, den Kiezmittelpunkt zu beschreiten. An beiden Seiten des Platzes werden sie zum Sommer die nur noch viereinhalb Meter schmale Fahrbahn überwinden können. Und dass seit Anfang April auf den Spangen Tempo 30 gilt, entspricht den Forderungen der Initiative Bundesplatz zu 100 Prozent. Nur hätte das auch einige Monate früher geschehen dürfen.
Kreativität ist gefragt
„Mit dieser Politik der kleinen Schritte können wir leben“, zeigte sich Sabine Pentrop, die Vorsitzende der Initiative Bundesplatz, von den Neuigkeiten dennoch erfreut – als Überbringer der frohen Botschaft war Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) vor Ort erschienen. Ein Mann, der noch andere Stadtplätze im Bezirk veredeln möchte. „Es muss hier etwas stattfinden“, ermuntert er im aktuellen Fall die Anwohner zu kreativen Aktionen. Sein Vorschlag mit Blick auf das Bundesplatz-Kino: Eine ommerliche Open-Air-Filmvorführung – mit Kopfhörern gegen den Straßenlärm. Auch zeitweilige Kunstausstellungen seien denkbar. Man hätte einen Gegenakzent zu den Graffiti am Tunnelschlund.
Wahrscheinlicher als solche Experimente: der Umzug des Wochenmarktes aus der Mainzer Straße auf den Bundesplatz. In dem Moment, wenn die Gehwegvorstreckungen fertig sind, will der Bezirk mit neu verlegten Stromanschlüssen Händler herüberlocken. Der Markt wäre für die meisten Nachbarn wohl der beste Grund, die Querung zu wagen.
Tunnel feiert Geburtstag
Eine Rückeroberung des Stadtraums kann sich die Initiative auch innerhalb des Autotunnels vorstellen. Der würde hierfür zeitweilig gesperrt. Wie wäre es mit einer Geburtstagsfeier? Immerhin jährt sich die Eröffnung des unbeliebten Bauwerks gerade zum 50. Mal. Aber wie feiert man auf angemessene Weise eine Röhre aus Beton? „Wir haben einen Ideenwettberb ausgerufen“, bringt Sabine Pentrop ihre Nachbarn ins Spiel. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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