Bis zu 600 Flüchtlinge sollen ins Rathaus Wilmersdorf ziehen
Wilmersdorf. Vom Bezirksamt zum Jahreswechsel geräumt, seitdem ungenutzt – und schon bald das größte Flüchtlingsheim der City West? Im Rathaus Wilmersdorf gehen in Kürze wieder die Lichter an.
Der Leerstand schien eigentlich besiegelt. Doch nun deutet alles darauf hin, dass im ehemaligen Rathaus Wilmersdorf vor der Umrüstung zum Sitz von Landesbehörden ab dem Jahr 2016 eine Unterkunft für Asylbewerber eröffnet. Bis zu 600 Plätze sollen hier entstehen, war aus Kreisen des Bezirksamts zu hören. Nach dem Leerzug zum Ende des Jahres 2014 verneinten die Verantwortlichen bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Berliner Immobilienmanagement (BIM) noch eine derartige Zwischennutzung.
Nun, da sich der Andrang von Flüchtlingen noch einmal erhöht hat und täglich Hunderte Neuankömmlinge vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales bei Gluthitze ausharren, wurde diese Bewertung offenbar korrigiert. Doch die grundlegenden Probleme des 40er-Jahre-Altbaus am Fehrbelliner Platz bleiben.
„Die benötigten Sanitäranlagen sind in diesem Behördengebäude natürlich nicht vorhanden. Man kann sie dort einrichten, aber das wird auch etwas kosten“, gibt Stadtrat Marc Schulte (SPD) zu bedenken. Auch die Anpassung der Infrastruktur bei Kitas und Schulen im Umfeld müsse man berücksichtigen. Schulte und seine Bezirksamtskollegen erfuhren erst durch einen Medienauftritt von Sozialsenator Mario Czaja (CDU) vom Nutzungsplan für das ruhende Rathaus. Der sprach von einer „zeitnahen“ Lösung, ohne Nennung des genauen Termins. Wenig überrascht von dieser Nachricht zeigte sich Martina Schröder vom Bündnis „Willkommen in Wilmersdorf“: „Was ich schon lange vermutet habe, wird Wirklichkeit. Wir müssen aktiv werden!“, kommentierte sie den Schritt auf der Facebook-Seite der Initiative. Bis zur Schließung der Notunterkunft in der Gretel-Bergmann-Halle im April lag der Schwerpunkt des ehrenamtlichen Beistands auf dieser Einrichtung. Gemeinsam mit dem Schwesterprojekt „Willkommen in Westend“ schufen Freiwillige in der gesamten City West ein Klima der Toleranz und Hilfsbereitschaft, das nun eine neue Bewährungsprobe erlebt.
Nicht mehr als Flüchtlingsunterkunft im Gespräch sind laut Stadtrat Marc Schulte das leerstehende Postgebäude am Hochmeisterplatz in Halensee und die Reemtsma-Zigarettenfabrik in Schmargendorf. Entsprechende Anfragen des Bezirks bei den Privateigentümern blieben erfolglos. „Es gab zwischenzeitlich eine Änderung beim Baurecht“, erklärt sich Schulte das fehlende Interesse. Bislang konnte man die Herrichtung einer Flüchtlingsunterkunft noch an die Genehmigung für eine künftige Wohnnutzung des Grundstücks knüpfen. Dies funktioniert nun nicht mehr – und der Ehrgeiz der Immobilieneigentümer lahmt. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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