Bomben im Boden des Preußenparks? Kampfmittelexperten werden die Thai-Wiese untersuchen
Wilmersdorf. Wenn Bauarbeiter Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg finden, hat das oft eine Evakuierung zur Folge. Auch im Preußenpark, den jüngere Berliner oft nur noch Thai-Park nennen, stecken vielleicht 70 Jahre alte Sprengsätze im Boden. Doch es droht wohl keine Gefahr.
„Blindgängerverdachtspunkt“ – ein Behördenwort wie es im Buche steht. Was es bezeichnet, können aufmerksame Nutzer der Preußenparks in Kürze selbst beobachten. Im Laufe des Herbstes, wenn es kühler wird, durchleuchten Spezialisten das Erdreich nach Spuren von Metall. Der Grund: Bei der Auswertung von alten Luftbilder der Alliierten kam heraus, dass am Ende des Kriegs auf der großen Wiese im Preußenpark zwei Bomben niedergingen – ohne zu detonierten.
Eine akute Gefahr durch Blindgänger besteht nicht
Jetzt kampieren hier an jedem Wochenende unzählige Parkbesucher thailändischer Herkunft und jene, die ihre Speisen mögen. Und bisweilen sieht man die Wiese vor Schirmen nicht. Droht ihnen einen Unglück? Sprecher des Senats und des Bezirks verneinen das entschieden. „Es besteht keine akute Gefahr“, beruhigt Petra Rohland von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die gleich am Parkrand ihren Hauptsitz hat.
Ob wirklich noch Blindgänger unter der Wiese stecken, wird man erst durch den Scan erfahren. „Der Kampfmittelbergungsdienst des Landes Berlin hat dem Bezirk Amtshilfe bei der Erkundungsmaßnahme angeboten“ erklärt Rohlands Sprecherkollege Martin Pallgen den Sachstand. „Ein Termin für die Durchführung steht noch nicht fest.“ Dabei werden die Experten ein „Bohrlochsondierungsverfahren“ zur Anwendung bringen. Sollte diese Sondierung den Verdacht erhärten, erfolgt der Aushub von Erde in einem Radius von siebeneinhalb Metern mit anschließender Bergung der Bombe. Danach bekommt die Oberfläche eine frische Saat – es wächst wieder Gras.
Ist die Chance für einen legalen Markt gegeben?
Und vielleicht wäre das der Moment, auf den Freunde des Preußenparks warten. Denn dies wäre die Chance für eine komplette Sanierung des Geländes. Sie ist lange überfällig und dürfte den Bezirk etwa zwei Millionen Euro kosten. Und in der nächsten Legislaturperiode könnte endlich Geld bereitstehen. Schon jetzt regt Baustadtrat Marc Schulte (SPD) dazu an, sich Gedanken um die Zukunft des Thai-Picknicks zu machen. „Man müsste sich überlegen, ob man dann auf der Wiese einen richtigen Markt einrichtet, mit Wasserleitungen und allem, was dazugehört“, deutet Schulte eine Kultivierung des Treibens an. Dies könnte „die illegalen Strukturen aufbrechen“, braucht aber noch eine politische Diskussion. „Die Frage wird sein, ob für die Anbieter der Speisen der Reiz dadurch verloren geht. Denn natürlich müssten sie dann Marktgebühren und Steuern zahlen wie alle anderen.“
Da dies derzeit nicht geschieht, befindet sich der Thai-Park nicht mehr auf dem Boden von Recht und Ordnung. Nur die Händler zu überführen, das gelingt nicht, weil sie den Verkauf von Speisen dann einstellen, wenn Streifen des Ordnungsamts nahen. Und so geht das beliebte, aber illegale Picknick vorerst weiter – Bombenverdacht hin, Gesetzeslage her. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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