Bezirkspolitiker setzen sich für Rückkauf ein
Künstlerkolonie soll landeseigen werden

Stefanie Bung am Mahnmal für die politisch Verfolgten in der Künstlerkolonie auf dem Ludwig-Barney-Platz. Die CDU-Politikerin setzt sich für einen Rückkauf der Wohnsiedlung ein.  | Foto: K. Rabe
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  • Stefanie Bung am Mahnmal für die politisch Verfolgten in der Künstlerkolonie auf dem Ludwig-Barney-Platz. Die CDU-Politikerin setzt sich für einen Rückkauf der Wohnsiedlung ein.
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Nach einer Fusion der beiden Wohnungsbauunternehmen Deutsche Wohnen und Vonovia sollen etwa 20 000 Wohnungen wieder an das Land Berlin zurückgehen. Das soll in erste Linie die Großsiedlungen in sozialen Brennpunkten der Stadt betreffen. Aber es wäre auch eine Chance für einen Rückkauf der Wohnungen der Künstlerkolonie.

Die rund 690 Wohnungen im Viertel zwischen Breitenbachplatz und Rüdesheimer Platz werden derzeit von der Vonovia vermietet. Ohne eine Übernahme in Landesbesitz würde ein unwiederbringlicher Verlust der Struktur drohen, befürchtet Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne). Schon im Mai 2019 hätten er und der Bürgermeister in einem Schreiben an die zuständige Senatsverwaltung für einen Rückkauf der Künstlerkolonie in Wilmersdorf durch das Land Berlin geworben. „Dieser Wunsch ist damals durch die Senatsverwaltung leider nicht aufgegriffen worden“, bedauert Schruoffeneger.

Baubeginn war 1927

Die Künstlerkolonie entstand von 1927 bis 1930 auf Initiative der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger (GDBA) und des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller. Ziel war es, auch für sozial nicht abgesicherte Künstler und Schriftsteller preiswerten und komfortablen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Im Volksmund wurde die Siedlung auch „Hungerburg“ genannt.

Freischaffende können sich
kaum die Mieten leisten

Zwar gilt noch immer die einstige Regelung, dass freiwerdende Wohnungen in der Künstlerkolonie zuerst der GDBA zur Vermietung angeboten werden müssen, doch die Mietpreise der Vonovia können sich Freischaffende kaum leisten. Sie werden dann anderweitig vermietet. Mit einem Rückkauf erhofft sich das Bezirksamt eine Korrektur dieser Situation und argumentiert damit, dass mehr Künstler, die wieder in der Kolonie wohnen würden, mit gemeinsamen Projekten langfristig den Bezirk kulturpolitisch aufwerten könnten. Zudem könnte die Künstlerkolonie, die seit 1990 unter Denkmalschutz steht, ein touristisches Ziel für Berlin-Besucher werden, das an die historische Bedeutung, den Widerstand gegen den Nationalsozialismus und nicht zuletzt an die vielen bekannten Bewohner erinnert. Bis heute haben eine Vielzahl prominenter und auch weniger bekannter Schauspieler, Schriftsteller, bildender Künstler sowie Wissenschaftler in der Künstlerkolonie gewohnt.

Gute Mischung bewahren

„Unsere Argumente gelten unverändert“, sagt Schruoffeneger. In den vergangenen Jahren hätte es wegen der hohen Grundstückspreise kaum einen Zuwachs an landeseigenen Wohnungen im Bezirk gegeben, gibt er zu. „Doch günstige, also landeseigene Wohnungen sind auch in unserem Bezirk unabdingbar, um eine gute Mischung zu bewahren und auch den weniger gut verdienenden Menschen das Wohnen im Bezirk zu ermöglichen“, sagt Schruoffeneger. Die jetzige Debatte biete eine große Chance und müsse dafür genutzt werden, betont er.

Mieten müssen sozialverträglich sein

Das sieht auch Stefanie Bung so. Die CDU-Politikerin und Kandidatin für das Berliner Abgeordnetenhaus ist in Wilmersdorf geboren und aufgewachsen. Sie kennt die Situation in der Künstlerkolonie. „Künstler und Leute aus dem Kunstbetrieb sollen in der Kolonie wieder bezahlbaren Wohnraum finden, um den Charakter der Siedlung zu erhalten“, betont sie. Doch sozialverträgliche Mieten könnten nur gewährleistet werden, wenn die Künstlerkolonie wieder landeseigen werde. Sie sei guter Dinge, dass es mit genügend Druck auf den Senat seitens des Bezirksamtes klappen könne.

Auch die Linksfraktion ist
für Rekommunalisierung

Auch die Linksfraktion der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf setzt sich für eine Rekommunalisierung der Künstlerkolonie ein. Sie sieht Baustadtrat Schruoffeneger ebenfalls in der Pflicht. Er sollte das direkte Gespräch mit dem Senat, aber auch mit den Mietern vor Ort suchen. Wichtig sei den Linken, dass der Verkauf nicht zu einem spekulativen Kaufpreis erfolgen dürfe. „Vonovia darf den Verkauf von Wohnungen an das Land Berlin nicht dazu nutzen, um seine Fusion mit der Deutschen Wohnen zu bezahlen und sich nebenbei eine goldene Nase zu verdienen“, betont Niklas Schenker, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Linksfraktion.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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