Kulturstaatssekretär Tim Renner sprach mit Stefan Evers
Wilmersdorf. Aufschwung durch Kreativität: Beim Berlinsalon des CDU-Abgeordneten Stefan Evers in der Kommunalen Galerie unterstrich Kulturstaatssekretär Tim Renner die Magnetwirkung hauptstädtischer Kultur. Im Amt des Staatssekretärs durchschaut er den Politbetrieb mit dem Auge eines Plattenchefs.
Eigentlich wollte er nie einer von denen werden. Aber noch weniger als mäkelnder Kunstfreund dastehen, der das System beklagt anstatt es zu ändern. Und 17 Jahre später, da war Tim Renner Chef bei Universal Music Deutschland - und um eine Erfahrung reicher, die man nur als Aufsteiger erlangt: "Was ich von außen als böse betrachtet hatte, entpuppte sich nur als blöd", sagte er dem stellvertretenden CDU-Fraktionsvorsitzenden Stefan Evers und etlichen erheiterten Gästen.
Dass er jetzt als Berliner Kulturstaatssekretär von Termin zu Termin hetzt, stand sicher auch nicht in Renners Lebensplanung. Aber als Klaus Wowereit ihn fragte, war der Reiz abermals größer als die Bequemlichkeit. Und nun ist Renner rund ein Jahr im Amt, gilt als gefragter Gast über politische Grenzen hinweg und würzt dabei den trockenen Alltag mit Humor.
Über die Verhinderung der Lenin-Kopf-Ausgrabung durch Eidechsen und Adlerküken schreibt er gerade ein Buch. Das heißt, wenn ihn nicht gerade Debatten um die Landesbibliothek oder die Staatsoper-Baustelle die Nerven kosten. Und wie steht es um die ständigen Forderungen von der kommunalpolitischen Ebene, fragte Evers. "Man hatte mich vor Ihnen gewarnt", sagte Renner stellvertretend in Richtung Kulturstadträtin Dagmar König (CDU), die im Publikum saß. Eine unbegründete Warnung, wie beide finden. Renner schenkt den Belangen der Kommunen gerne ein Ohr.
Was das Gespräch zwischen Evers und Renner zeigte, war ein Beispiel dafür, wie Stadtentwicklung und Kultur in einandergreifen können, begegneten sich hier doch Vertreter zweier artverwandter Ressorts. Renner wohnt im übrigen auch nicht unweit vom Olivaer Platz, der aus seiner Sicht als "Parkplatzbrache" zu veröden droht. Evers wiederum macht kulturelle Argumente geltend und will diesen Ort als Zeugnis der 60er-Jahre-Architektur verstanden wissen. So kurios vertauschen sich in diesem Punkt die Positionen.
Bei einer kritischen Publikumsfrage nach dem Hofieren von Kultur, wenn gleichzeitig Straßen zerbröseln und Plätze verkommen, antwortete der Ex-Musikmanager dann fest entschlossen mit der Sprache der Wirtschaft. "Wenn ich einen verschuldeten Betrieb wie Berlin übernehme, muss ich darauf setzen, was gut läuft", erwiderte Renner. "Und das sind Wissenschaft und Kultur. Punkt."
Thomas Schubert / tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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