Piazza statt Parkdeck: Am Gerhart-Hauptmann-Park könnte ein Kulturforum entstehen
Wilmersdorf. Vom Investorenschreck zu Vordenkern: Die Bürgerinitiative Fasanenplatz präsentierte bei einer Konferenz im Haus der Berliner Festspiele einen Masterplan zur Schaffung eines kulturellen Freiraums – anstelle des Parkhauses an der Schaperstraße. Doch der Miteigentümer der Fläche sagte ab.
Ein Veranstaltungszelt mitten auf einer Parkpalette, das sagt ohne Worte, worum es hier geht. Die „Bar jeder Vernunft“ sitzt nun seit Jahren schon auf einer Betonkonstruktion, die wie ein Pfropfen im Hals des Hauptmann-Parks steckt. Zwischen dem Haus der Festspiele und jenem der UdK gibt es kein Durchkommen. Und wer von der Meierotto- hinauf zur Schaperstraße will, geht einen beträchtlichen Umweg. Dieser Pfropfen gehört zum Teil dem Staat, zum Teil einem Privateigentümer, der Firma Caesar. Und die möchte sich von ihrem Hab und Gut nicht trennen, will am liebsten sogar eine Nachverdichtung vornehmen mit neuen Bürobauten.
Eigene Vision vorgestellt
Eine ganz ähnliche Konstellation kennen Peter Gnielczyk und seine Mitstreiter von der Bürgerinitiative Fasanenplatz bereits von früheren Eigentümern. Und bisher gab noch jeder mögliche Projektentwickler entnervt auf. Denn Gnielczyk & Co. haben alle namhaften Politiker auf ihrer Seite. Das zeigte sich auf Neue, als die BI vor mehreren hundert Zuhörern ihre eigene Vision im Haus der Festspiele präsentierte.
Dreh- und Angelpunkt der Gedankenspiele: die Parkpalette muss weg. „Da stehen Autos nur herum und rauben Platz. Sonst ist da nicht“, erklärte Gnielczyk. Stattdessen sieht der Masterplan, den man zusammen mit dem Haus der Festspiele, der Universität der Künste, der Akademie der Künste und dem Schweizer Architekturbüro Hager erarbeitet hat, etwas vor, was diesen Anrainern bislang fehlt: Freiraum. Platz für ein Forum der Kultur, bespielt von den Größen rings um den Park. Die „Bar jeder Vernunft“ bekäme einen Ersatzstandort und bliebe weiterhin ein Publikumsmagnet.
Piazza statt Parkdeck. Kulturevents statt Stillstand auf klotzigem Beton. „Das ist keine Fantasie, sondern hat schon eine hohe Planungstiefe“, betonte Festspiele-Intendant Thomas Oberender.
Und Architekt Guido Hager spricht von einem „Scharnier zwischen dem Wohnkiez und den öffentlichen Bauten“. Gerhart Hauptmanns Büste, derzeit im Abseits, käme dann ins Zentrum des Geschehens. Urbanes Leben wie am nahe gelegenen Ludwigkirchplatz könne hier ebenso gut stattfinden.
„Das ist eine Wünsch-dir-was-Planung im positiven Sinne“, äußerte sich Baustadtrat Marc Schulte (SPD) wohlwollend. „Hier wird ein politisches Leitbild formuliert, das Maximum, was man sich wünschen kann." Gleichwohl betont er, dass der Plan gegen den Willen des Eigentümers nicht funktionieren wird. Immerhin wird der Bezirk ihm das Baurecht verwehren und neue Verhandlungen anstreben, um dem Ziel der Bürger näher zu kommen.
Noch ein langer Weg
„Noch ist ein längerer Weg zu gehen. Denn wir sitzen hier nicht mit dicken Scheckbüchern“, deutete CDU-Stadtentwicklungsexperte Stefan Evers einen Rückkauf an. Auch er signalisiert klare Unterstützung. Und hofft für die Zukunft auf finanzielle Schützenhilfe von Bund und Land. Dann könnte man das Parkhaus ganz kaufen, diesen Pfropfen herausreißen und den Weg zum neuen Forum öffnen.
So träumt Alexander Kaas-Elias von den Grünen, dessen Fraktion das Ansinnen der Bürger in die BVV getragen und alle anderen Kräfte auf ihrer Seite hat, bereits von einem „Campus Wilmersdorf“ – analog zum Campus Charlottenburg am Bahnhof Zoo.
Ist das Träumen ohne Mitsprache des Investors vermessen? Keiner der Redner würde diese Behauptung wagen. Am wenigsten Intendant Thomas Oberender, der das Recht auf Visionen entschieden einforderte: „Wir sind in einer Phase der Erträumung einer idealen Situation.“ tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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