Ringen um die Ku’damm-Bühnen: Umbauprojekt polarisiert Politiker und Bürger

Ein Empfangspavillon im Karree-Inneren und eine neue Bühne im Keller – das ist der Plan von "Cells Bauwelt". | Foto: Cells Bauwelt
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Charlottenburg. Stadtentwicklungsimpulse contra Bühnengeschichte: „Cells-Bauwelt“ will die historischen Ku'damm-Bühnen zugunsten eines modernen Gebäudeensembles verschwinden lassen. Seit der Projektpräsentation steckt die Politik in einem Zwiespalt.

Darf man die große Theatervergangenheit opfern für ein Projekt, das einem maroden Gebäudeblock neues Leben schenkt? Mit dieser Frage ringen nun seit Wochen Politiker auf zwei Ebenen. Dabei überwog im Bezirk nach ersten Debatten die Meinung, ein Umbau des Ku'damm-Karrees nach Plänen von „Cells Bauwelt“ könne den heruntergekommenen Abschnitt des Boulevards endlich zur Geltung bringen. Demnach würden das Theater und die Komödie am Kurfürstendamm – beide nicht denkmalgeschützt – verschwinden und durch einen unterirdischen Neubau in der Mitte des Blocks ersetzt. Abschließende Stellungnahmen der Fraktionen über diese radikale Änderung standen zuletzt noch aus.

Es fehlt ein Konzept

Hingegen schien im Abgeordnetenhaus die Sorge um den Erhalt der Ku'damm-Bühnen größer. Hier votierten alle Fraktionen für den Erhalt. Es fehlt allerdings bislang ein Konzept, das die Finanzierung der alten Spielstätten sichert, sollten sie nach einem Umbau wieder reguläre Mieten bezahlen. Denn derzeit profitieren die Betriebe von Martin Woelffer davon, dass der Eigentümer ihnen im maroden Karree nur Betriebskosten berechnet.

Offener Brief an Michael Müller

In solch schicksalhaften Wochen erhalten die bedrohten Ku'damm-Bühnen nun Rückendeckung von der „Spielzeit AG“, einem Zusammenschluss von Pressesprechern dieser Branche. „Vor Kurzem sprach sich der Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses für den Erhalt der beiden von Max Reinhardt gegründeten und Oskar Kaufmann geplanten Theater aus. Wir appellieren an Sie, den Worten jetzt Taten folgen zu lassen und die Zukunft der Boulevardbühnen langfristig zu sichern, denn an diesen beiden Häusern wurde ein Stück Berliner Theatergeschichte geschrieben“, heißt es in ihrem Brief an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) und seinen Kulturstaatssekretär Tim Renner. Man beschwört die große Historie der Betriebe, verweist auf die Berliner Erstaufführung von Bertolt Brechts „Mahagonny“, die Auftritte von Stars wie Trude Hesterberg und Lotte Lenya; auf Rudolf Platte, Curt Goetz, Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller.

Und auch mit Blick auf die Neuzeit wissen die Absender des Briefs nur Löbliches zu berichten: „Den Anspruch, modernes, großstädtisches Unterhaltungstheater zu machen, hat Martin Woelffer eingelöst. Auf eine sichere Zukunft für die beiden Theater, sein Team und die zahlreichen Kreativen, die an den Bühnen eine künstlerische Heimat gefunden haben, wartet er noch. Sie können dafür sorgen, dass sich das ändert.“ tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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