Sanierung des ältesten Wilmersdorfer Hauses nur mit Stiftungsgeld
Ein verfallendes Kleinod und zu wenig Geld für die Rettung: Bei der Herrichtung des Schoeler-Schlösschens muss der Bezirk draufzahlen und bewirbt sich bei der Lotto-Stiftung um Fördergeld. Um dabei zu überzeugen, schnürt Immobilienstadträtin Dagmar König (CDU) jetzt ein dickes Paket. Ein Schlösschen, das ist eigentlich zu viel gesagt. Wer vor dem Haus aus dem Jahre 1765 steht, sieht einen bescheidenen Zweigeschosser - immerhin das älteste Gebäude des Ortsteils. Es steht aber ein großes Fragezeichen über dem baufälligen Gemäuer, das lange als Kita diente, aber 2003 einen Brandschaden erlitt. Und die Wiederherstellung kam ins Stocken. Seitdem man der Stiftung Denkmalschutz verboten hat, auf der Baustelle zu werben, fehlen die Einnahmen durch Reklame. Ein Antrag bei der Lottostiftung fand keinen Anklang. Und der Eigenanteil des Bezirks, so teilte es Stadträtin Dagmar König jetzt bei einer Informationsveranstaltung mit, hat sich von164 000 Euro auf über 450 000 Euro erhöht. König will es bei der Lottostiftung bald erneut versuchen, doch diesmal mit einem breiter gefächerten Konzept. "Ein richtiger Nachbarschaftstreff wird es aber nicht werden. Dafür gibt es zu wenig Platz." Stattdessen ist die Rede von einem soziokulturellen Zentrum. Und das soll über den Tag und alle Räume verteilt jede Menge Nutzungen in sich vereinen. Vom Café für Begegnungen für Senioren mit Demenz und Kindern, über ein barrierefreies Standesamt, ein Quartier für den Heimatverein, bis zum Infopunkt zur Wilmersdorfer Historie.
Gerade weil das Rathaus am Fehrbelliner Platz zum Jahresende als Ort der Identität verloren geht, werde das Schoeler-Schlösschen umso wichtiger, erklärt Kulturamtsleiterin Elke von der Lieth. "Es soll weniger ein Museum sein, sondern eher ein Forum." Man wolle einen "Wissensspeicher Wilmersdorf".
Doch nicht nur an gestern soll man hier denken - auch die Zukunft sollte hier zu diskutieren sein, fordert Wolfgang Severin von der Initiative Bundesplatz. Er wünscht sich einen Ort zum Nachdenken über die Stadt von morgen. Am großen Nutzungsinteresse der Bürger zeigt sich allerdings das Problem des Pakets.Die richtige Balance zu finden wird definitiv nicht leicht. Denn ein kunterbunter Mix auf kleinstem Raum führt wiederum zur Gefahr, das Schoeler-Schlösschen zu überfrachten, inhaltlich wie räumlich. So sehen es jedenfalls einige Bürger und Experten wie die ehemalige Leiterin des Bezirksmuseums, Birgit Jochens, die sich in der Bewerbung einen "roten Faden" wünscht.
Anhand eines Lageplans kann Stadträtin Dagmar König (CDU) immerhin allen Nutzungsideen schon einen passenden Ort zuweisen, zumal die Geschichtspräsentation über alle Räume verteilt liegen wird. Sogar für den Einbau eines Aufzugs hat sich eine Nische gefunden, was die behindertenfreundliche Ausrichtung erst möglich macht.
Und wenn der zweite Lotto-Antrag erneut scheitert? "Einen Plan B haben wir nicht", gibt Stadträtin König offen zu. Das Projekt Schoeler-Schlößchen, so scheint es, ist zum Erfolg verdammt.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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