Senat und Grüne Liga starten Gartenarbeitsprojekt mit Flüchtlingen
Wilmersdorf. Holzpaletten zu Pflanzkübeln, Samen zu Zierpflanzen, Gärtnern bis zur Ernte: Im früheren Rathaus Wilmersdorf können Flüchtlinge nun beim Urban Gardening ihre Sorgen vergessen. Schon bald pflückt man frisches Gemüse. Bereits jetzt sprießen Blumen aus der Heimat.
Es schwappt und spritzt, als Kinder den Gießkannen-Hals über den Rand der alte Palette heben. Und dann sickert auch schon das Wasser in den dunklen, fruchtbaren Boden. Mustafa, Jaffa und Delia wuseln um das Beet, vollführen einen Regentanz, füllen die Kanne, wässern erneut. Kein Zweifel: Gerade die Flüchtlingskinder finden im neuen Gartenprojekt des Heims am Fehrbelliner Platz einen Zeitvertreib, der Freude bringt und Zeichen setzt.
Zusammen wachsen
„Zusammen wachsen“ heißt das Vorhaben, organisiert von der Grünen Liga, der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und der Heimleitung des Arbeiter-Samariter-Bundes, in mehrfacher Hinsicht. Gesellschaftlich schweißt es zusammen. Und Flüchtlinge sehen bildhaft, wie aus einem Samen Pflanzen entstehen. „Dieses Projekt soll auch über den Ort hinauswachsen wie die Pflanzen aus dem Kübel“, hofft Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) auf Nachahmer in anderen Einrichtungen. Dabei gibt es für die Aktion im Hof des Rathauses Wilmersdorf schon ähnlich geartete Vorbilder: zum einen den Köpenicker „Garten der Hoffnung“; zum anderen das Projekt „Über den Tellerrand wachsen“ in Neukölln. „Solche Oasen sind Orte der Begegnung“, beschreibt Gaebler die Sozialfunktion des Jätens, Gießens und Erntens. „Und Gärten in Flüchtlingseinrichtungen zu bewirtschaften, ist eine Zusatzaufgabe, die sich lohnt.“
Nachdem drei Hochbeete im Hof des Wilmersdorfer Heims errichtet sind, ist die Zusatzaufgabe aus Sicht von Ulrich Nowikow recht unkompliziert: „Kräftig wässern!“, empfiehlt der stellvertretende Vorsitzende der Grünen Liga Berlin. Unter Aufbietung von erfahrenen Kleingärtnern, Willkommensklassen und urbanen Gärtnern will Projektleiterin Ines Fischer dafür sorgen, dass die Flüchtlinge eines schönen Tages tatsächlich Tomaten und Zucchini ernten können. Sollte es gelingen, wäre das Projekt ein Kandidat für den Katalog der Grünen Liga, der Erfolgsbeispiele für urbane Paradise in einem Heft versammelt.
Blumen aus der Heimat
Philipp Bertram, der stellvertretende Heimleiter, sieht den Landbau im bis dato kahlen Hof als eine der leichteren Herausforderungen der vergangenen zehn Monate. „In dieser Zeit haben wir seit der Eröffnung der Einrichtung das erlebt, was andere in vielen Jahren nicht erlebt haben“, beschreibt er die Lernkurve. „Und das Gärtnern gehört dazu.“
Natürlich gehört zu einem Stadtgarten wie diesem mehr als nur Gemüse. Dank Annegret Hansen, der stellvertretenden Vorsteherin der Bezirksverordneten, finden Flüchtlinge auch florale Reize vor. Sie überreichte den Heimbewohnern zum Start des sozialen Gartens Portulakröschen – eine südländische Art, die nun in Wilmersdorf auf ähnliche Weise Fuß fasst wie die Kinder, die sie pflanzen. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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