Seniorenclub in der „Schlange“ droht das Aus
Wilmersdorf. Null Euro Miete – diese Vorzugsbehandlung für die DRK-Seniorenbegegnungsstätte in der Schlangenbader Straße geht nun zu Ende. Es droht der Rauswurf. Und der Bezirk übt Kritik an einem Landesunternehmen, das auf Kosten einer Sozialeinrichtung verdienen will.
Die Kündigung ist eingereicht, der Auszug nach jetzigem Stand nicht mehr zu vermeiden. Absender: die Degewo, Berlins größte kommunale Wohnungsgesellschaft. Der Empfänger: das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf. Der Leidtragende: die Seniorenbegegnungsstätte des DRK in der Schlangenbader Straße 11. Von null auf rund tausend Euro im Monat – diese Mietsteigerung bedeutet das Aus des Clubs zum Jahresende. Denn der klamme Bezirk hat keinerlei Mittel, um die Sozialeinrichtung in Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes unter den neuen Bedingungen weiter zu betreiben.
„Das ist ein dicker Hund"
Nun ist der Mietszins, den die Degewo für das Lokal in ihrem Wohnkomplex über der Autobahn aufruft, nicht außergewöhnlich hoch, räumte Sozialstadtrat Carsten Engelmann (CDU) vor den Bezirksverordneten ein. Aber darf ein Landesunternehmen eine Veränderung verfügen, die anderen staatlichen Einrichtungen das Genick bricht? „Das ist ein dicker Hund“, beschwerte sich Engelmann über diese Geschäftspraxis zu Lasten von Senioren. „Es ist völlig unverständlich, warum die Degewo unseren alten Vertrag für den Seniorenclub nach über 30 Jahren einfach so kündigt. Aber es liegt nahe, dass es um die Verbesserung des Geschäftsergebnisses geht.“ Gegen diese Art des Wirtschaftens hat Engelmann Beschwerde eingelegt und bei den Senatsverwaltungen für Bauen, Finanzen und Soziales um eine Vermittlung gebeten. Die jeweiligen Senatoren sollen dafür sorgen, dass die Degewo ihren Kurswechsel zurücknimmt.
Eine Lösung in Sicht
Kompromissbereit zeigt sich der Stadtrat, was die Unterbringung des Clubs anbelangt. Auch ein Umzug in andere leere Flächen im Wohnkomplex "Schlange" sei denkbar, zumal die jetzigen Räume nicht barrierefrei nutzbar seien. In jedem Fall brauche es in der Gegend einen Club, nachdem schon im Jahre 2014 die Einrichtung in der Cunostraße wegen steigender Mieten zugrunde ging.
Erste Ergebnisse der Verhandlungen mit der Degewo um eine Lösung sind inzwischen abzusehen.
Auf Anfrage der Berliner Woche teilte die Degewo-Presseabteilung mit, „dass eine Lösung für den Fortbestand des Angebots für Senioren, das auch weitere Nutzungsmöglichkeiten – wie zum Beispiel für Kinder und private Feiern von Degewo-Mietern – mit einbezieht, angestrebt wird“. Man stehe mit den Ansprechpartnern in Kontakt und sei weiterhin an „einer Nutzung der Gewerberäume durch das Bezirksamt interessiert“. Es soll also möglichst alles bleiben, wie es ist. Aber zu welchen Konditionen? tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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