Mit Monika auf Wohnungssuche
Seniorin wird nach 40 Jahren aus Wohnung vertrieben
Seit 1983 lebt Monika im Kiez um den Leon-Jessel-Platz. Jetzt droht der 81-Jährigen die Zwangsräumung. Der neue Eigentümer ihrer Wohnung an der Fechnerstraße will selbst in die Wohnung einziehen. Dann würde die Seniorin schlimmstenfalls in einer Notunterkunft landen. Dagegen regt sich Protest.
„Solidarisch gegen Zwangsräumung“ und „Verdrängung stoppen“ steht auf den Schildern der Demonstranten, die auf dem Leon-Jessel-Platz gegen die drohende Vertreibung von Monika aus ihrer Wohnung demonstrieren. Etwa 50 Leute haben sich auf dem Platz versammelt. Sie wollen ein Zeichen setzen gegen die Praxis der Eigenbedarfskündigungen, die in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat. Vor allem ältere Menschen, die sich nicht wehren und reagieren können, sind betroffen. Im schlimmsten Fall droht ihnen die Obdachlosigkeit.
Monika hat sich gegen die Eigenbedarfskündigung ihres Vermieters gewehrt, die sie schon 2018 in ihrem Briefkasten fand. Sie klagte gegen die geforderte Räumung und bekam zunächst Recht. Dann wurde von der Gegenseite Berufung eingelegt. Das Landesgericht entschied für den Wohnungseigentümer. Jetzt steht der Termin zur Räumung der Wohnung fest: Bis zum 28. Februar muss Monika aus ihrer Wohnung raus sein.
Die Situation macht der Seniorin arg zu schaffen. „Ich schlafe mit dem Gedanken ein und wache damit auf“, erzählt sie am Rande der Demo. Manchmal denkt sie, dass alles nur ein böser Traum ist. Doch jedes Mal wird ihr dann bewusst: „Nein, es ist wahr.“ Bald schon muss sie ihre Wohnung verlassen und weiß nicht, wohin sie dann soll und wie es weiter geht. Natürlich hätte sie sich nach einer anderen Wohnung umgeschaut. „Mir würde eine 1,5-Zimmer-Wohnung genügen. Aber sie muss bezahlbar und im Kiez sein.“
Fest verwurzelt im Kiez
Monika lebt seit fast 40 Jahren im Kiez. Hier hat die ehemalige Lehrerin viele Kontakte, ist im Literaturkreis aktiv und vielfältig gesellschaftlich engagiert. Das Quartier rund um die Fechnerstraße ist ihr Lebensmittelpunkt. „Ich bin auf die Menschen im Kiez angewiesen“, sagt sie. Doch dort eine Wohnung zu akzeptablen Bedingungen zu finden, scheint aussichtslos zu sein. „Es ist schwer, auf dem leergefegten Wohnungsmarkt eine neue Wohnung zu finden“, sagt ein Aktivist vom Bündnis "Zwangsräumung verhindern", das zur Demo und zur Unterstützung von Monika aufgerufen hatte. Das Bündnis engagiert sich berlinweit gegen die Praxis der Zwangsräumungen. Im Fall Monika konnte trotz vieler gemeinsamer Bemühungen und öffentlichem Protest der Eigentümer von Monikas Wohnung nicht umgestimmt werden, von der Räumung abzusehen. Der Eigentümer zeigte sich zwar schon einmal gesprächsbereit, kam dann jedoch nicht zum vereinbarten Termin. „Es ist nicht zu fassen, dass Menschen offenbar nicht in der Lage sind, sich an einen Tisch zu setzen“, kritisiert eine Sprecherin des Bündnisses das Verhalten des Eigentümers.
Daher wenden sich das Bündnis "Zwangsräumung verhindern" und auch die Mobile Stadtteilarbeit Wilmersdorf im Verein "Nachbarschafft" mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit. Die Initiativen sammeln Unterschriften dafür, dass Monika in ihrer Wohnung bleiben kann. Parallel wird eine freie und bezahlbare Wohnung im Kiez für die Seniorin gesucht. „Wir finden es falsch, dass jemand eine Wohnung kauft und die Mieterin auf die Straße setzt“, erklären die Aktivisten ihr Engagement.
Wer helfen kann, wird gebeten, sich zu melden. Entweder unter zwangsraeumungverhindern.nostate.net, www.nachbarschafft-ev.de/mobile-stadtteilarbeit-wilmersdorf oder unter der Telefonnummer0157 85 51 52 14.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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