Tennisplätzen am Kurfürstendamm droht Bebauung
Halensee. Nächstes Immobilien-Projekt am Hochmeisterplatz: Im Hof des Woga-Komplexes plant ein Investor 70 Wohnungen – auf einem Rasen, der Anwohnern heilig ist.
Wimbledon ist es nicht gerade. Aber man beachte die Liste der prominenten Amateure: Vladimir Nabokov, Erich Kästner, der junge Willy Brandt. Sie alle schwangen den Tennisschläger auf einem Areal, das bei seiner Erbauung Ende der 20er-Jahre in vieler Hinsicht bahnbrechend war. Erich Mendelsohn, berühmt für seinen Einstein-Turm in Potsdam, entwarf zwischen Nestor- und Cicerostraße eine moderne Siedlung in nächster Nähe zum Ku'damm. Der eigentlich Clou: Hinter den Fassaden der Neuen Sachlichkeit versteckt sich eine Sportanlage. Freizeitwert in Citylage, das war 1931 und lange danach ein Novum.
Anlage ist marode
Aber die Zeiten im westlichen Stadtzentrum, sie ändern sich. Und 2007 gingen die Tennisplätze am Kurfürstendamm außer Betrieb. Nach heutigem Stand für immer. Denn ein Investor, der das brachliegende Grundstück im so genannten Woga-Komplex gekauft hat, plant hier den Bau von etwa 70 Wohnungen. Nur durch Zufall erfuhren jetzt die Nachbarn von diesem Plan und schlugen prompt Alarm. „Wir haben große Sorge, dass eines der wertvollsten Denkmalensembles der City West hier hinter verschlossenen Türen an Investoren zur Zerstörung weitergereicht wird. So wird beispielsweise der Eigentümer aus ,Investorenschutzgründen' nicht genannt“, beklagt sich Anwohnerin Christiane von Trotha.
Und tatsächlich: Das Vorhaben ist noch nicht so weit gediehen, dass man im Bezirksamt damit an die Öffentlichkeit gehen müsste. „Vorgespräche mit dem Eigentümer gibt es derzeit“, bestätigte Baustadtrat Marc Schulte (SPD) im Stadtentwicklungsausschuss – „aber sie sind vertraulich.“ Einen Investor könne man nicht zwingen, vorab zu informieren, obwohl er dies empfehle.
Kann es überhaupt zu einer Wiederinbetriebnahme der stillgelegten Sportanlage kommen? Schulte glaubt nicht daran. Schon einmal hatten Befürworter einen Versuch unternommen, das Grundstück in einem Bebauungsplan als Sportfläche auszuweisen, was allerdings nicht gelang. „Die Tennisplätze wären heute so nicht mehr genehmigungsfähig wegen der Lärmentwicklung“, nennt Schulte das zentrale Problem. Es handle sich um ein reines Wohngebiet, in dem strengere Richtlinien hinsichtlich der Lautstärke gelten. Günstige Voraussetzungen gibt es hingegen für Wohnungsbau. Ob die Nachverdichtung des denkmalgeschützten Wohnkomplexes wirklich kommt? Der Matchball ist noch lange nicht geschlagen. Und die Anwohner machen sich gerade erst warm. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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