Weinbrunnen auf dem Rüdesheimer Platz droht die Kürzung

Widerstand gegen das Weintrinken: Anwohner des Rüdi kritisieren einen Ausschank über 19 Wochen. | Foto: Thomas Schubert
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Wilmersdorf. Erneuter Wirbel um das Traditionsevent: Auch im Winter kommt der Dauerstreit um den Rheingauer Weinbrunnen am Rüdesheimer Platz nicht zur Ruhe. Jetzt meldete sich eine ganze Hausgemeinschaft als Beschwerdeführer – und drängt auf eine Verkürzung des Festes.

Dass die "New York Times" den Kiez als einen der lebenswertesten Orte Europas pries, dürfte wohl zusammenhängen mit einem fast 50 Jahre alten Brauchtum. Beim Rheingauer Weinbrunnen sitzen Einheimische und Gäste vom Frühling bis zum Herbst unter einem Dach aus raschelndem Laub beisammen, genießen dabei Weinspezialitäten aus dem Wilmersdorfer Partnerkreis. Und gebärden sich bisweilen in einer Lautstärke, die einzelnen Anwohnern als zu laut erscheint.

Klägern entgegenkommen

Während bislang nur ein Haushalt am Rüdi gerichtlich gegen das Weinfest vorging, meldete sich nun allerdings eine größere Gemeinschaft. Und der zuständige Stadtrat Marc Schulte (SPD) hält es für geboten, ihren Wünschen entgegenzukommen. „Je mehr Klagen eingehen, desto schwieriger wird es, das Fest zu verteidigen“, erklärte er im Wirtschaftsausschuss den Wunsch nach einem Kompromiss. Zur Diskussion steht dabei eine Verkürzung der Veranstaltungsdauer von 19 Wochen auf zwölf, wie es die Anwohnergruppe fordert. Wahrscheinlich liegt hier ein Mittelweg, etwa bei 15.

„Wenn jeder der drei Stammwinzer fünf Wochen ausschenken dürfte, wäre das eine annehmbare Lösung“, nannte Schulte den Standpunkt des Bezirksamts. Kritischer erscheint den politischen Verantwortlichen eine zweite Forderung: nämlich eine Beschneidung des Außerhausverkaufs von Weinflaschen. Denn die Anwohnergrupper hält das Veräußern des Rebsafts kurz vor Toreschluss für einen der Gründe, weshalb Gäste ihr Gelage zu nächtlicher Stunde am Rüdi eigenmächtig fortsetzen. „In der Umgebung gibt es doch genügend Möglichkeiten, sich anderweitig einzudecken“, kritisierte Gerald Mattern (CDU) diese Verbotsidee. Welche Details die Einigung mit Anwohnern umfassen wird, bleibt also vorerst offen. Und über allem schwebt weiterhin eine noch ausstehende Entscheidung des Verwaltungsgerichts. Ob und wie der Rheingauer Weinbrunnen beschnitten wird, zeigt sich wohl so oder so in diesem Winter. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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