Am Fehrbelliner Platz wird ein Wasserrohr repariert
Dieser Zustand wird auf alle Fälle noch bis Ende August, wenn nicht gar bis Anfang September anhalten. Durch ein modernes technisches Verfahren kann jedoch der Verkehr in Richtung Norden wenigstens auf einer Fahrspur aufrechterhalten werden. Unter der nördlichen Fahrbahn werden jeweils zwei flexible 60 Meter lange Kunststoffrohre unter der Kreuzung hindurchgezogen. Die Alternative wäre, die gesamte Verkehrsfläche des Platzes aufzubrechen, um das schadhafte Rohr auszutauschen. Neben dem Straßenverkehr hätte dies auch die unter dem Platz verlaufende U-Bahn, Gasrohre und weitere Versorgungsleitungen beeinträchtigt. Dies ist nicht abwegig, denn das von den Wasserbetrieben angewandte Swageliningverfahren wurde von einer Spezialfirma, dem Unternehmen Pfeiffer, gemeinsam mit den Berliner Wasserbetrieben erst vor gut 13 Jahren entwickelt und bisher in Berlin auch nur wenige Male angewandt. In das vorhandene kaputte Rohr wird ein neues Rohr eingezogen. Damit die Durchlasskapazität des neuen Rohres sich gegenüber der früheren nur minimal verringert, soll es sich optimal an das vorhandene Rohr anpassen. Deshalb hat das neue flexible Rohr zunächst einen größeren Durchmesser als das vorhandene. Kurz vor Eintritt in das zu reparierende Rohr wird der Durchmesser mit hydraulischer Kraft reduziert. Angekoppelt an ein Gestänge wird das neue Rohr mit 100 Tonnen Zugkraft unter dem Fehrbelliner Platz durchgezogen.
In Alt-Rudow wurde auf diese Weise eine ein Meter starke Leitung 500 Meter weit gezogen. Dort galt es, eine mehr als 100 Jahre alte Abwasserdruckleitung zum Klärwerk Waßmannsdorf zu reparieren. "Die längste Leitung, die unsere Firma auf diese Weise verlegt hat, befindet sich in Kamerun. Dort haben wir eine Trinkwasserleitung über 1000 Meter gezogen", sagt Philipp Singer von der Firma Pfeiffer.
Die besonderen Anforderungen der Großstadt bringen es mit sich, dass heute jeder zweite Kilometer Abwasserkanal in grabenloser Bauweise errichtet wird. Diese "Mikrotunnelbau" genannte Technologie wird in Berlin seit 1984 angewandt. In Summe wurden auf diese Weise 784 Kilometer Sammel- und Hausanschlusskanäle verlegt. Das bedeutet, es brauchten über 1,3 Millionen Quadratmeter Fahrbahnfläche weder aufgebrochen noch anschließend wiederhergestellt werden. Über 2,4 Millionen Kubikmeter Boden wurden nicht ausgehoben. Rund 200 000 Kipper blieben unbeladen. Der Kohlendioxidausstoß liegt bei offener Bauweise um 267 Prozent höher als bei den grabenlosen Bauverfahren. Gegenüber diesem Aufwand sind die derzeitigen Einschränkungen am Fehrbelliner Platz harmlos.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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