Ein Wilmersdorfer bestellt per Sanduhr
Die "Serviceampel" besteht wie eine Sanduhr aus zwei aufeinandergestellten Kegeln. Der eine Kegel ist rot, der andere grün. Die Gäste des Restaurants signalisieren damit, je nachdem welche Seite nach oben zeigt, entweder: "Service dringend erwünscht" oder: "An diesem Tisch wird momentan kein Service benötigt". Der Erfinder Moritz Engelhardt aus Wilmersdorf ist überzeugt: "In wenigen Jahren hat diese Ampel alle Gaststätten erobert." Voller Optimismus hat er deshalb diese Ampel europaweit und in den USA sowohl patentrechtlich als auch nach dem Gebrauchsmuster schützen lassen.Für den Gast entfällt das lästige Rufen, Zuzwinkern oder gar Pfeifen nach der Bedienung. Die Tischgespräche können in Ruhe fortgeführt werden, ohne dass ein Gesprächspartner beauftragt ist, stets nach der Bedienung Ausschau zu halten. Die Wirte haben andererseits sofort die Übersicht, wo Handlungsbedarf besteht. Umsatzfördernd kann es auch sein, denn mancher Gast vermeidet eine Nachbestellung, weil dann wieder Wartezeit anfällt, bis der Wunsch zu zahlen beim Kellner angekommen ist. Die Kegel können auch benutzt werden, um Tische zu reservieren. Sie würden sogar blinden Bürgern entgegenkommen, die sich in Gaststätten immer geräuschvoll bemerkbar machen müssen.
Die Kegel sind eine einfache Lösung. Sie sind wartungsfrei und, wenn Werbung damit generiert werden kann, sogar kostenlos. Auf der Erfindermesse "Inea" in Nürnberg hatte Moritz Engelhardt damit 2008 den 3. Preis gewonnen.
Ursprünglich hatte er den Gedanken erwogen, selbst eine Gaststätte zu eröffnen. Die Serviceampel sollte ihm lediglich einen Wettbewerbsvorteil sichern. Dann fiel ihm jedoch ein, dass es finanziell lohnenswerter wäre, die Erfindung der Serviceampel weltweit zu verkaufen. Sobald nur ein finanzkräftiger Investor die klaren Vorteile erkennt, wird die "Serviceampel" ihren Siegeszug durch die Gaststätten antreten. Noch gibt es sie nirgends und die Exklusivrechte will sich Moritz Engelhardt noch vorbehalten.
Die einzige Kellnerin auf der Welt, die die Ampel bisher kennengelernt hat, ist Susanne Ritter. Die war zunächst nicht begeistert: "Ich schaue meinen Gästen gern in die Augen, versuche darin die Wünsche abzulesen und bin gern im Kontakt mit den Gästen", sagt sie.
Noch ist der Mann ein armer Teufel, der sich für die Vorführmodelle und die patentrechtliche Sicherung finanziell verausgabt hat. Aber, vielleicht kommt er das nächste Mal triumphierend als Millionär im Jaguar vorgefahren. Das wird zu einer Zeit sein, wenn in aller Welt die Kellner von grünem Kegel zu grünem Kegel hasten, und alle Kundigen diejenigen verlachen, die mit der "Serviceampel" nichts anzufangen wissen: "Ätsch, doch recht gehabt", wird er dann sagen.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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