Fünf Jahre Zentrum für sexuelle Gesundheit und Familienplanung
Wer Fragen rund um Sexualität, Schwangerschaft, Verhütung oder Partnerschaftskonflikte hat, ist bei dem Profi-Team aus 23 Frauen und einem Mann - Ärztinnen, Psychologinnen und Sozialarbeiterinnen sowie einem Sozialarbeiter - gut aufgehoben. Brauchen Frauen und Männer aus Polen, Russland, der Ukraine oder Thailand Hilfe, stehen Sprachmittlerinnen zur Verfügung. Die Fachleute beraten Prostituierte an ihrem Arbeitsplatz. Im Jahr 2012 betreute das Zentrum laut Sozialstadtrat Carsten Engelmann 65 Bordelle. Es gab 200 sogenannte Kontaktgänge. Ein Schwerpunkt ist die Gegend rund um den Bahnhof Zoo.
Das Zentrum führte im vergangenen Jahr rund 2800 Aids-Tests durch. Bei zwei Frauen und sieben Männern wurde eine Infektion festgestellt. Insgesamt 2500-mal beriet das Zentrum zu sexuell übertragbaren Krankheiten. 800 Personen wurden untersucht, bei 320 eine Erkrankung diagnostiziert und behandelt. 400 nicht krankenversicherte Schwangere wurden medizinisch betreut. Sie kamen aus EU-Ländern und leben legal in Berlin. Insgesamt 2200 Frauen nahmen 2012 die allgemeine Schwangerschaftsberatungen, 370 die Konfliktberatung in Anspruch. 3300 Menschen stellten einen Antrag auf kostenlose Vergabe von Verhütungsmitteln. Der Anteil der Migrantinnen, die die Beratungsstelle aufsuchen, liegt konstant bei 20 Prozent.
"Für das Team der Beratungsstelle steht in jedem Fall immer der Mensch an erster Stelle. Wenn es sein muss auch ohne gültige Personalpapiere", so die Leiterin Wiltrud Schenk.
So steht seit über 20 Jahren das Thema Frauenhandel im Fokus des Gesundheitsamtes. Das Zentrum in Wilmersdorf hat freitags eine Rufbereitschaft übernommen. 2012 gab es in diesem Rahmen glücklicherweise nur einen Einsatz. Eine bulgarische Frau musste vom Landeskriminalamt in ein Frauenhaus gebracht werden. Allerdings haben im vergangenen Jahr mehrere nicht versicherte Schwangere aus afrikanischen Ländern berichtet, sie seien unter falschen Versprechungen nach Europa gekommen und zur Prostitution gezwungen worden, weiß die Zentrumsmitarbeiterin Heike Müller. "Wir beraten diese Frauen immer über die Möglichkeit einer Anzeige. Aber auch 2012 entschied sich keine dieser Frauen für diesen Weg."
"Manchmal ist die Lebenswirklichkeit nicht so glatt, damit sie in das Paragraphengestrüpp passt, in die Schablonen einer Arbeitsvorgabe", so Bürgermeister Reinhard Naumann "Wir wissen nicht erst seit fünf Jahren, dass Liberalität, das offene Visier, das Zugehen auf die Menschen, oft auch in der gesetzlichen Grauzone, ganz wichtig sind."
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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