Heinrich Ewald Weinhandel feiert Geburtstag
So wie er leidenschaftlich gestikulierend an der Theke des Jahrzehnte von ihm geführten Lokals stand, um seine zur Feier geladenen Stammgäste zu begrüßen, wollte ihm keiner die 100 Jahre abnehmen. Die Gäste kamen von den Virgin Islands wie Konsulin Astrid C. Menzke, aus den Alpen, von der Ostseeküste, aus Hessen und auch aus der Nachbarschaft wie der stellvertretende Bürgermeister Klaus-Dieter Gröhler (CDU), der dem Jubilar die Glückwünsche des Bezirksamtes überbrachte.Er sitzt nicht im Rollstuhl, selbst einen Rollator braucht er nicht, nur, so gesteht er ganz leise: "Manchmal nehme ich einen Stock." Heinrich Ewald Weinhandel hat wohl nahezu alles in seinem Leben richtig gemacht. Obwohl er sein ganzes Berufsleben in Schenken verbracht hat, getrunken und geraucht hat er nie. Wenn ihn seine Gäste vormittags zu einem guten Schluck eingeladen haben, dann verwies er auf eine wichtige Gesellschaft am Nachmittag, war es am Nachmittag, sagte er: "Ich habe doch schon am Vormittag getrunken."
1962 hatte er das Xantener Eck übernommen, was nach seinen Worten "zuvor eine Kaschemme war". Als er es das erste Mal betrat, hörte er die Kellnerin einen Gast fragen, was er denn wünsche: "Einen Duchalet und ein Bier", "Ok", antwortet sie, "dit trink ick, und wat trinkst du?" Das war die letzte Bestellung, die sie in dem Lokal aufzunehmen versuchte. In den 70er-Jahren hat Heinrich Ewald Weinhandel das Lokal so umgebaut, wie es noch heute die Gäste einlädt. Es kam ein Hotel mit 15 Zimmern hinzu. Der Jubilar wohnt bis heute in diesem Haus. In Abdul Issa hat er in einen Nachfolger gefunden, der das Lokal ganz in seinem Sinne fortführt. "Wir besprechen uns jeden Morgen und ich frage ihn immer noch um Rat", sagt der heutige Besitzer. Anschließend geht Heinrich Ewald Weinhandel zu seinem Tennisklub, den LTTC Rot-Weiß, wo er aber seit wenigen Jahren nicht mehr aktiv spielt.
Vor dem Xantener Eck hatte er das Mommsen-Eck geführt. Das wurde ihm zu klein, denn seine Stammkunden, zu denen viele Anwälte und Geschäftsleute vom Kurfürstendamm wie auch die Berliner Philharmoniker gehörten, standen dort dicht gedrängt. Das wollte er seinen Gästen nicht länger zumuten. Im Krieg ist er fast 5000 Kilometer mit der 1. Gebirgsjägerdivision durch die Sowjetunion bis zum Elbrus marschiert. In Berlin versuchte er, sich eine neue Existenz aufzubauen. Zunächst hatte er zwei Antiquitätenläden und eine gut gehende Spirituosenfabrik, die die großen Berliner Festsäle belieferte. Als die im Osten verstaatlicht wurden, ging er über die Sektorengrenze und fing in Charlottenburg mit dem Mommsen-Eck noch einmal ganz vorn an.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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