"Home Care": Würdevolles Sterben zu Hause
Er hat ein Netzwerk der "spezialisierten ambulanten Palliativversorgung" S(APV-Medizin) geschaffen, wie es 2007 für die ganze Bundesrepublik gesetzlich vorgeschrieben wurde. Es geht um die medizinische Betreuung von Patienten, für die es keine medizinische Hoffnung auf Heilung mehr gibt und die in ihrer häuslichen Umgebung sterben wollen. In die Gesetzgebung ist viel aus den Erfahrungen und von Home Care eingeflossen. Innerhalb dieses gesetzlichen Rahmens vertritt Home Care seit 2010 die Interessen der SAPV-Mediziner und der SAPV-Pflegedienste gegenüber den Kranken- und Pflegekassen sowie der Kassenärztlichen Vereinigung. Aus den Anfangsjahren ist als weitere Aufgabe die Beratung der Betroffenen und ihrer Angehörigen geblieben. Geschäftsführerin Simona Blankenburg berichtet von Fällen, wo die Verantwortung über das Leben plötzlich bei den Angehörigen liegt: "Soll ich meinen Vater operieren lassen oder nicht", fragte sie eine Tochter mit tränenerstickter Stimme. "Überlegen Sie", hat sie am Telefon geantwortet, "wer braucht letztlich die Operation, Sie oder ihr Vater? Ihr Vater hat Ihnen doch eindeutige Signale gegeben, was er möchte."
Etwa vier Anrufe bekommt Simona Blankenburg täglich. Nicht alle haben diese Tragweite, doch immer geht es um Leben und Tod. "In unseren Anfangsjahren betreuten wir vorrangig Krebs- und Aidspatienten, heute kommen vermehrt Demenzkranke hinzu", sagt Simona Blankenburg
"Home Care" wurde 1992 auf Initiative des Onkologen Bernd Rüdiger Suchy gegründet. Schon damals wurde klar, dass auch spezialisierte Pflegedienste nötig sind, um die Betroffenen so gut wie möglich zu Hause versorgen zu können. 1995 fuhren die ersten drei Home Care-Ärzte durch Berlin, um Patienten zu versorgen. Ihre Arbeit wurde schon damals von den Krankenkassen finanziert und von der Kassenärztlichen Vereinigung unterstützt. Die Kassen förderten außerdem von 1999 bis 2001 ein EU-Projekt, in dessen Rahmen in Berlin ein "Palliativmedizinischer Konsiliardienst für Berliner Hausärzte" eingeführt worden war.
Heute gibt es in Berlin 37 SAPV-Praxen mit 90 Ärzten, und es arbeiten 30 SAPV-Pflegedienste. Ziel aller Bemühungen ist es, dass die Schwerkranken nicht in der geschäftigen Atmosphäre eines Krankenauses aus dem Leben gehen, sondern in der Wärme der vertrauten Menschen und Umgebung.
Um dies auch in der Zukunft gewährleisten zu können, wünscht sich Simona Blankenburg eine gesicherte Finanzierung, sei es durch staatliche Zuschüsse, eine Stiftung oder langfristiges Sponsoring.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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