"Home Care": Würdevolles Sterben zu Hause

Simona Blankenburg ist Geschäftsführerin des Vereins "Home Care". | Foto: Wecker
  • Simona Blankenburg ist Geschäftsführerin des Vereins "Home Care".
  • Foto: Wecker
  • hochgeladen von Lokalredaktion

Wilmersdorf. Der Verein "Home Care" begeht seinen 20. Geburtstag. Der am St. Gertrauden Krankenhaus in der Brabanter Straße 21 ansässige Verein hat 126 Mitgliedern und ist relativ wenig bekannt. Dabei hat er für ganz Deutschland Bedeutendes geleistet.

Er hat ein Netzwerk der "spezialisierten ambulanten Palliativversorgung" S(APV-Medizin) geschaffen, wie es 2007 für die ganze Bundesrepublik gesetzlich vorgeschrieben wurde. Es geht um die medizinische Betreuung von Patienten, für die es keine medizinische Hoffnung auf Heilung mehr gibt und die in ihrer häuslichen Umgebung sterben wollen. In die Gesetzgebung ist viel aus den Erfahrungen und von Home Care eingeflossen. Innerhalb dieses gesetzlichen Rahmens vertritt Home Care seit 2010 die Interessen der SAPV-Mediziner und der SAPV-Pflegedienste gegenüber den Kranken- und Pflegekassen sowie der Kassenärztlichen Vereinigung. Aus den Anfangsjahren ist als weitere Aufgabe die Beratung der Betroffenen und ihrer Angehörigen geblieben. Geschäftsführerin Simona Blankenburg berichtet von Fällen, wo die Verantwortung über das Leben plötzlich bei den Angehörigen liegt: "Soll ich meinen Vater operieren lassen oder nicht", fragte sie eine Tochter mit tränenerstickter Stimme. "Überlegen Sie", hat sie am Telefon geantwortet, "wer braucht letztlich die Operation, Sie oder ihr Vater? Ihr Vater hat Ihnen doch eindeutige Signale gegeben, was er möchte."

Etwa vier Anrufe bekommt Simona Blankenburg täglich. Nicht alle haben diese Tragweite, doch immer geht es um Leben und Tod. "In unseren Anfangsjahren betreuten wir vorrangig Krebs- und Aidspatienten, heute kommen vermehrt Demenzkranke hinzu", sagt Simona Blankenburg

"Home Care" wurde 1992 auf Initiative des Onkologen Bernd Rüdiger Suchy gegründet. Schon damals wurde klar, dass auch spezialisierte Pflegedienste nötig sind, um die Betroffenen so gut wie möglich zu Hause versorgen zu können. 1995 fuhren die ersten drei Home Care-Ärzte durch Berlin, um Patienten zu versorgen. Ihre Arbeit wurde schon damals von den Krankenkassen finanziert und von der Kassenärztlichen Vereinigung unterstützt. Die Kassen förderten außerdem von 1999 bis 2001 ein EU-Projekt, in dessen Rahmen in Berlin ein "Palliativmedizinischer Konsiliardienst für Berliner Hausärzte" eingeführt worden war.

Heute gibt es in Berlin 37 SAPV-Praxen mit 90 Ärzten, und es arbeiten 30 SAPV-Pflegedienste. Ziel aller Bemühungen ist es, dass die Schwerkranken nicht in der geschäftigen Atmosphäre eines Krankenauses aus dem Leben gehen, sondern in der Wärme der vertrauten Menschen und Umgebung.

Um dies auch in der Zukunft gewährleisten zu können, wünscht sich Simona Blankenburg eine gesicherte Finanzierung, sei es durch staatliche Zuschüsse, eine Stiftung oder langfristiges Sponsoring.

Frank Wecker / FW
Autor:

Lokalredaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 300× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 260× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 647× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.220× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.