Jubiläumsprogramm hat im Theater Coupé Premiere
Nach dem auch das "Berliner Brettl" aufhören musste, sind die drei Künstler des Tingel Tangel Sigrid Güssefeld, Andreas Kling und Stefan Breinl die einzig verbliebenen Künstler, die als festes Ensemble die große Tradition des politischen Kabaretts der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts pflegen. Mit 18 Programmen haben sie die große Kleinkunst der Melodien eines Friedrich Hollaender und Mischa Spoliansky sowie die Texte von Autoren wie Kurt Tucholsky und Erich Kästner lebendig gehalten. Der Name des Ensembles spielt auf das Tingel-Tangel-Theater an, das Friedrich Hollaender 1931 im Keller des Theaters des Westens eröffnet hatte. Sie stehen in ständigem Kontakt mit Experten dieses Metiers wie Volker Kühn und den Nachfahren der Großen wie Melodie Hollaender, wodurch sie immer wieder ihr Publikum mit Neuentdeckungen oder der Erinnerung an längst Vergessenes überraschen. "So wird es auch in dem Jubiläumsprogramm mit dem "Nuttenlied" oder der "Ballade von der Lehrerin Elly Maldaque" sein. Es wird die Begegnung mit den Klassikern wie "Eine kleine Sehnsucht" oder "Augen in der Großstadt" geben.
Den Rahmen des Programms bilden "Zehn Gebote des Kabaretts", die den Zuschauer lehren, wie man eine solche Truppe zusammenhält. Da werden viele Geschichten zum Besten gegeben, was Künstler in dieser Zeit so widerfahren ist und manch alte Rechnung wird beglichen werden. So die mit dem früheren Wirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP), dessen Sicherheitsleute die Künstler vom Mikrofon auf dem Wittenbergplatz wegdrängten, weil denen der Inhalt von Erich Kästners Chanson "Auf einer kleinen Bank" zu aktuell und frech war.
Schließlich taucht in diesem Programm auch Frank Sinatra auf, der nun wahrlich nichts mit dem Berliner Kabarett der 20er Jahre zu tun hat. Auch das geht auf eine Anekdote zurück. Ein Zuschauer sagte den Dreien nach einer Vorstellung. "Ist ja ganz hübsch, was ihr da macht, aber könnt ihr auch richtige Kunst wie Frank Sinatra?" Das wollen sie nun im Jubiläumsprogramm beweisen.
Auf den Schultern der Drei lastet eine hohe Verantwortung. Sie sind zwar "richtige Künstler", aber ihr Geld verdienen sie als Lehrer, Sigrid Güssefeld sogar an einer Hamburger Schule, Andreas Kling am Schöneberger Rückertgymnasium und Stefan Breinl als Klavierlehrer an der Musikschule Tempelhof-Schöneberg. Sie sind die verbliebenen Stammhalter eines früheren in einer Wilmersdorfer Wohnung gegründeten Schulkabaretts, wovon allein Sigrid Güssefeld die ganze Geschichte mitgeschrieben hat. "Wir werden auch noch die nächsten 20 Jahre weitermachen", verspricht Andreas Kling der Berliner Woche, obwohl sich die Gruppe, wenn das Rathaus im nächsten Jahr aufgegeben wird, eine neue Bleibe suchen muss. Vielleicht wird es das Schoelerschlösschen. Wilmersdorf.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
Kommentare