Kommunale Galerie zeigt Fotografien von Janos Frecot
Da es nur wenige Jahre in seinem Leben waren, wo er die Kamera selbst zur Hand nahm, heißt die Ausstellung, die noch bis zum 10. November zu sehen ist "Die Jahre mit der Kamera". Während seine Kollegen damals spektakuläre Bilder von den Grenzbefestigungen in und um Berlin machten, den Kennedybesuch fotografierten und der Kommune I auf der Spur waren, fotografierte Janos Frecot verfallene Mauern und Ruinen in einer scheinbar menschenlosen Stadt. Ihn interessierten nicht deren Wahrzeichen, nicht das Brandenburger Tor, Reichstag, Siegessäule, Gedächtniskirche und auch nicht der Funkturm."Abriss für den Wiederaufbau" hieß damals die Devise. "Immer, wenn etwas abgerissen werden sollte, trieb es mich, das noch zu fotografieren. Angesteckt vom Optimismus des Wiederaufbaus fühlte ich doch gleichzeitig, dass etwas Unwiederbringliches verloren geht." Dadurch ist beispielsweise in der Ausstellung zu sehen, wie der Görlitzer Bahnhof zwei Tage vor dem Abriss aussah.
Wichtig war für ihn das "Berliner Licht", dessen von der steten Dunstglocke über der Stadt verursachte Diffusität weiche Übergänge im gesamten Grauspektrum erlaubt. In dieser Tristesse entdeckt er auch lustige Motive wie beispielsweise den Kuss zweier Hunde, den abbröckelnder Putz auf einer Brandwand bildete, oder wie aus dem Schatten eines Schornsteins Rauch aufsteigt. Das sind Lebenszeichen in einer zerstörten Stadt. Da ist ein einziges Fenster in einer über sechs Stockwerke reichenden Brandwand, Bäume, die auf Dächern von Ruinen wachsen. In seinen Bildern sind nur die Spuren der Menschen zu sehen.
Nach dieser Zeit griff er über Jahre nicht mehr zur Kamera. Er baute für die Berlinische Galerie die fotografische Sammlung auf, die er bis zu seiner Pensionierung 2002 leitete. Erst 1981 nahm er wieder die Kamera zur Hand. Nach dem Tod des Malers Otto Niemeyer-Holstein fotografierte er in dessen Garten in Steinstücken, den sich die Natur zurückzuerobern begann. Mittlerweile ist es dort mit der Natur ganz vorbei, denn das Gelände ist einer neuen Straße gewichen. Nur in den Bildern von Janos Frecot lebt sie fort.
Janos Frecot schätzte keine großen Formate. Die Ausnahme bildete eine über eine Bahnbogenreihe geführte Verbindungsstraße im bereits stillgelegten Gleisdreieck. Aus 90 Einzelaufnahmen setzte er ein 25 Meter langes Panaroma zusammen, das in Prag den Bühnenhintergrund für eine Beckett-Inszenierung bildete und auch im Wilmersdorfer Jugendklub "Ca Ira" ausgestellt worden war.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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