Neue Ausstellung: Tamilen erzählen von ihrer Identität
"So, wie auf dem rechten Bild", schreibt Bavithan, "sieht mein Bruder aus, wenn er am Samstag in die tamilische Schule geht. Er trägt ein langes weißes Hemd, eine schwarze Hose, schwarze Schuhe und eine Krawatte." Auch für Mädchen gelte diese Ordnung, bemerkt der junge Autor, um dann daraus eine Folgerung abzuleiten: Die Tamilen in Sri Lanka seien eben auf Disziplin bedacht. Wohl ein Erbe der englischen Kolonialisierung. Was Bavithan von sich gibt, ist nur eine der Betrachtungsweisen, die hier, in der Rathausgalerie zusammenfanden.
Im Rahmen einer Projektarbeit entstanden, zeichnet die Ausstellung mit kurzen Texten und Fotografien, gestaltet von 16 Schülern, ein zwiespältiges Bild des Alltags. Ein Genügenmüssen zwischen Pflichten an der tamilischen Schule in Zehlendorf, dem Brauchtum mit farbenprächtigen Trachten und Uniformen, den Nachwehen des Bürgerkriegs in den 80er Jahren, der ihre Eltern zur Flucht bewog. Und die Geselligkeit mit gleichaltrigen Deutschen, das Auskommen mit Zuwanderern anderer Herkunft. Da zählt der Kauf von Markenkleidung mehr als die Uniform.
"Ich, Lavanya, eine jung Tamilin, sitze in der U-Bahn, mit den verschiedensten Menschen mit den verschiedensten Migrationshintergründen, in der großen Stadt Berlin. Doch manchmal frage ich mich, wie kann ich nur dieses Doppelleben führen?" Was Lavanya schildert, ist typisch für das unstete Lebensgefühl, die Suche nach Identität. In anderen Weltmetropolen wie London lernen Kinder die Sprache ihrer Eltern überhaupt nicht mehr, bedauert die 17-jährige Madunja. "Aber wir reden zu Hause gemixt."
Die Ausstellung, erarbeitet mit Hilfe des Archivs für Jugendkulturen, der Deutsch-Tamilischen Gesellschaft, der Türkischen Gemeinde in Deutschland, des Bundesbildungsministeriums und der Initiative "Kinder lernen durch Engagement" können Besucher der Galerie im Rathaus Wilmersdorf, Fehrbelliner Platz 4, noch bis Ende Mai besichtigen.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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