Online Konferieren für den Fan-Kult
"Aktion Herthakneipe" hilft angeschlagenen Wirten
Ein Tipp für das kommende Wochenende: die Facebook-Seite „Aktion Herthakneipe“, wo ein Link auf die Videokonferenz-Plattform Zoom gepostet wird. Im digitalen Gesprächsraum stößt man mit Gleichgesinnten an und tut dabei etwas Gutes. Ha Ho He!
Irgendwann wird ja wohl die Fußball-Bundesliga wieder angepfiffen werden. Und dann sind sie wieder ein paar Gramm Kitt für den Zusammenhalt der Gesellschaft, die Vereinskneipen. Die Frage ist, ob es sie nach der Corona-Krise noch gibt. Die Antwort darauf weiß Steven Redetzki auch nicht. Aber er möchte ihr Schicksal positiv beeinflussen. Deshalb hat er sich zum Mitinitiator der „Aktion Herthakneipe“ aufgeschwungen.
Eigentlich setzen sich er und seine 14 Mitstreiter für ein neues Stadion der „Alten Dame“ ein. Jetzt, mitten in der Corona-Krise, hat die Gruppe ihr Thema „Blau-Weißes Stadion“ zurückgestellt. „Es gibt gerade wichtigere Probleme“, findet Redetzki. Beispielsweise ein mögliches Sterben der Hertha-Kneipen.
Virtuelle Zeche wird gespendet
Ausgedacht haben sich die Retter Folgendes: Durch die Pandemie wurde die Bundesliga-Saison nach dem 25. Spieltag unterbrochen. An jedem der noch ausstehenden Spieltage sollen sich Sympathisanten von Hertha BSC Berlin – pünktlich zur samstäglichen Bundesliga-Anstoßzeit um 15.30 Uhr – online auf der Videokonferenz-Plattform „Zoom“ treffen, um ihr Glas auf ihren Club zu heben. Die virtuelle Zeche, die die Teilnehmer verursachen, spenden sie der Blau-Weißen Fan-Kneipe, die zuvor bei einer Auslosung gezogen wurde. Gerne würden Steven Redetzki und seine Squad allen Hertha-Kneipen der Stadt unter die Arme greifen. Weil das unmöglich ist, trafen sie eine Vorauswahl. „Dabei war uns wichtig, dass es sich um echte Hertha-Kneipen handelt, mit Wirten, durch deren Adern blau-weißes Blut fließt“, so Redetzki.
Gestartet wurde die Aktion mit der Weddinger Kiezkneipe „Kugelblitz“, die eines der Mitglieder der Gruppe betreibt. "Ihm wollten wir zunächst helfen, so entstand die Idee", sagt Redetzki. Dort wurde dann im Anschluss das „Fränky“ in der Laubacher Straße in Wilmersdorf ausgelost. Betreiber Frank Sassoli hatte das seit mehr als 100 Jahren existierende Lokal vor dreieinhalb Jahren übernommen, es von einer 1. FC Köln- schleunigst in eine Hertha-Kneipe umgemodelt – und fuhr sehr gut damit. Die Corona-Krise bescherte ihm die Zwangspause, jetzt bangt er trotz Inanspruchnahme der staatlichen Soforthilfe um seine Existenz.
Dementsprechend von den Socken und berührt war er von der unverhofften Spendenaktion, die ihm „2600 Euro und ein paar Zerquetschte“ in seine Kasse gespült habe. „Das ist einfach der Hammer. Damit haben wir nicht gerechnet“, findet der „Fränky“. Besonders beeindruckend für ihn an dem Akt der Solidarität: „Ich kenne nur etwa ein Zehntel der Helfer aus meiner Kneipe.“ Trotz der Finanzspritze hat Sassoli Angst. Man wisse ja nicht, wie lange noch geschlossen bleiben müsse und ob sein Lokal anschließend wegen möglicher Abstandsbestimmungen überhaupt wieder so schön voll werde wie vor der Krise. „Und die Kosten laufen ja weiter.“
Immer wieder woanders
Unheimlich dankbar sei er freilich dennoch. Vor der Kamera von Redetzki & Co bedankte er sich herzlich bei seinen Unterstützern und zog als Losfee die dritte Station der „Aktion Herthakneipe“: das „Keglerheim“ in Neukölln. Am kommenden Samstag, 25. April, steht bereits der vierte „Spieltag“ auf dem Programm. Um 15.30 Uhr wird sich auf die Rettung der Kneipe „Bierbrunnen“ am Bahnhof Gesundbrunnen, unweit der „Plumpe“, dem Stadion der Hertha in grauer Vorzeit, virtuell zugeprostet.
Alle Informationen zur Teilnahme an der Aktion finden sich auf der Homepage aktion-herthakneipe.de.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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