"Beispielhaft für gelebte Inklusion"
Inklusives Wohnhaus für Menschen mit und ohne Behinderung eingeweiht
„Endlich habe ich ein Zuhause gefunden, das meinen individuellen Bedürfnissen entspricht“, freut sich Nora Kronemann. Seit mehreren Jahren hat die Frau, die mit einer Gehbehinderung lebt, vergebens nach barrierefreiem Wohnraum gesucht. Die Mutter von zwei Kindern ist eine der 28 Bewohner des inklusiven Wohnhauses an der Prinzregentenstraße.
Errichtet wurde das Haus von der Aktion Mensch. Mit der Immobilie, die in der Hauptstadt eine der ersten ihrer Art ist, schafft die Sozialorganisation modernen barrierefreien Wohnraum für Menschen mit und ohne Behinderung in individuellen Wohneinheiten und einer Wohngemeinschaft. Insgesamt sind es fünf Wohneinheiten, in denen unter anderem Familien mit behinderten Kindern wohnen werden. Auch eine inklusive Wohngemeinschaft ist dort beheimatet. Insgesamt 28 Menschen wird dort ein gemeinschaftliches Zusammenleben ermöglicht. Die Sozialorganisation reagiert damit auf den gravierenden Mangel und den steigenden Bedarf an barrierefreien Wohnangeboten. Denn aktuell erfüllen gerade einmal zwei Prozent der verfügbaren Wohnungen alle wesentlichen Kriterien dafür.
Nora Kronemann kennt das Problem genau. Mehrere Jahre lang suchte sie nach einer barrierefreien Wohnung. Dass sie nun auch die Möglichkeit hat, mit Menschen unterschiedlicher Hintergründe zusammenzuleben, sich auszutauschen und voneinander zu lernen, sei für sie eine tolle Perspektive. „Menschen mit Behinderung begegnen in ihrem Alltag so vielen Barrieren – umso wichtiger ist es, dass sie hier individuelle Unterstützung erfahren und eine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben haben“, sagt eine weitere Bewohnerin, die Mutter eines pflegebedürftigen Kindes ist.
Genau das sei das Anliegen der Aktion Mensch, erklärt Vorstand Armin von Buttlar. „Unsere Vision von einer inklusiven Gesellschaft zeigt sich hier mitten in Wilmersdorf. Dieses Wohnprojekt ermöglicht Teilhabe für alle Menschen – es ist beispielhaft für gelebte Inklusion und ein bereicherndes Miteinander“, sagt von Buttlar.
Im neuen Wohnhaus leben unterschiedliche Menschen Tür an Tür zusammen und unterstützen sich gegenseitig im Alltag. Die Idee ist, dass Menschen ohne Behinderung, zum Beispiel Studenten, sich um ein Zimmer bewerben können. Sie übernehmen dann als Job einfache Assistenzleistungen für ihre Mitbewohner mit Unterstützungsbedarf. Das können Menschen mit Behinderung oder Senioren in der WG sein. Die Studierenden werden professionell eingearbeitet und begleitet. Nicht zuletzt profitieren sie von einer günstigen Miete.
Die Stephanus gGmbH bietet im Erdgeschoss den Hausbewohnern sowie interessierten Nachbarn ein professionelles Beratungs- und Serviceangebot rund um die barrierefreie Alltags- und Freizeitgestaltung. Auch ambulante Pflegedienste sowie weitere Assistenzleistungen werden von dort aus koordiniert. Ein zusätzlicher Pluspunkt für die Bewohner ist ein Concierge-Service im Eingangsbereich. Dort können alle Mieter zum Beispiel Pakete abgeben oder abholen und haben eine Ansprechperson für die praktischen Dinge des Alltags.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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