Herzensangelegenheit Sonderschicht
Malteser suchen Ärzte für Patienten ohne Versicherung
Der Malteser Hilfsdienst Berlin sucht für seine Arztpraxis für Menschen ohne Krankenversicherung dringend neue ehrenamtliche Ärzte und Helfer. Das aktuelle Team stößt an seine Kapazitätsgrenzen. In Spitzenzeiten sitzen zwischen 9 und 12 Uhr mehr als 70 Patienten im Wartezimmer.
Die Praxis in der Aachener Straße 12, im Schatten des St. Gertrauden-Krankenhauses, ist die größte medizinische Anlaufstelle für Nichtversicherte in der Hauptstadt. In der vor 18 Jahren gegründeten Einrichtung werden Patienten in größter Not behandelt, die sich keine Krankenversicherung leisten können und deren Krankheitsbilder oft weit fortgeschritten sind. Die Malteser setzen sich dort für Menschen ein, die aus dem sicheren Netz des deutschen Gesundheitssystems gefallen sind.
„Berlin ist eine Stadt, in der immer mehr Menschen in Not leben"
„Die Menschen kommen aus Asien, aus Osteuropa oder Afrika und Lateinamerika, aber auch aus Deutschland. Manchmal sind es Obdachlose, immer aber Menschen in prekären Lebenslagen, die eins gemeinsam haben: Sie sind arm und können sich keine Krankenversicherung leisten“, sagt Hanno Klemm, ärztlicher Leiter der Praxis. Seit fünf Jahren zählt er zu dem 35-köpfigen Ärzteteam, dessen Mitglieder ein- bis zweimal pro Woche neben ihrer Haupttätigkeit ehrenamtlich Kranke behandeln, ohne einen Cent dafür zu bekommen.In den vergangenen Jahren sei die Zahl der Patienten stetig gestiegen. „Berlin ist eine Stadt, in der immer mehr Menschen in Not leben. Das bekommen wir auch in unserer Arztpraxis zu spüren“, sagt Klemm. Im vergangenen Jahr verzeichnete der Hilfsdienst mehr als 8000 Behandlungen, 2740 Patienten nutzten die Chance, sofort und kostenlos ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen zu können, darunter 438 Kinder und 228 schwangere Frauen. Die Patienten werden auf Wunsch anonym behandelt.
Aufgrund der steigenden Patientenzahlen suchen die Malteser dringend nach neuen Ärzten, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. Mit der Flüchtlingszunahme im Jahr 2015 stieg der Bedarf, weil Menschen ins Land kamen, deren Aufenthaltsstatus nicht geklärt ist. Dies wirkt sich bis heute auf die Arbeit in der Praxis aus. „Wir können an manchen Tagen die Basisversorgung nicht mehr gewährleisten“, sagt der ärztliche Leiter. Gesucht werden vor allem Allgemeinmediziner, Fachärzte und Internisten. Der Anspruch der Ärzte sei es dabei nicht, den Aufenthaltsstatus der Patienten zu klären. „Es geht darum, Menschen zu behandeln, die krank sind. Es ist die Not der Menschen, die sie zu uns führt.“
Die Arztpraxis der Malteser hat 2018 eine herausragende Rolle in der Versorgung von Menschen ohne Krankenversicherung übernommen. Die Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung erhält kaum öffentliche Mittel und Zuwendungen von Krankenkassen. 103 400 Euro flossen aus dem Fördertopf des Landesamts für Gesundheit und Soziales. 20 000 Euro steuerte das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf bei. Obwohl das Fachpersonal ehrenamtlich arbeitet, entstehen Kosten, die nur durch Spenden finanziert werden können, etwa Medikamente und Impfstoffe für Kinder.
Wer die Arbeit des Teams ehrenamtlich unterstützen möchte, kann sich unter der Rufnummer 82 72 21 02 oder per E-Mail unter MMMedizin.berlin@malteser.org in der Praxis melden.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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