Sich um die kleinen Sachen kümmern
Neue BI "Kiez Wilhelmsaue" will mehr machen als meckern
Im Kiez nördlich des Volksparks Wilmersdorf brodelt es. Jetzt hat sich eine neue Bürgerinitiative gebildet, weil Bewohner mit dem Wirken der bereits bestehenden nicht einverstanden sind.
Ruhig liegt sie da, die Wilhelmsaue, ein Streifen Grün in der Mitte der gleichnamigen Straße – zumindest tagsüber. Doch eine Versammlung der BI Wilmersdorfer Mitte in der Auenkirche im April hatte bereits den ersten Fingerzeig gegeben: Friede, Freude, Eierkuchen gibt es unter den Anrainern der Wilhelmsaue nicht.
BI-Kopf Matthias Reich wollte über die Umgestaltung des Bogens der Uhlandstraße, deren Kreuzungsbereich mit der Wilhelmsaue und die Parkplatzreduzierung sprechen – der streitbare Historiker Michael Röder monierte fehlende Bürgerbeteiligung, weil entsprechende Anträge bereits in die BVV eingereicht worden seien. Und viele der anwesenden rund 100 Bürger wollten die bestehenden Missstände – wie zum Beispiel die Verdreckung der Wilhelmsaue und des Volksparks durch nächtliche Feiergemeinden, Rattenbefall durch Essensreste, den Verkauf von Drogen oder nächtliche Ruhestörung – behoben wissen, bevor man die Verkehrsführung auf links dreht.
Auch wegen dieses Disputs trafen sich kurz nach dieser Versammlung 30 Anwohner der Wilhelmsaue in der Sportgaststätte des 1. FC Wilmersdorf, um selber etwas auf die Beine zu stellen. Einen anderen Grund nannte auf Nachfrage der Berliner Woche Thomas Rosenberg, Initiator der neuen Bewegung: „Ich war selber bei der BI Wilmersdorfer Mitte dabei, wollte etwas bewirken. Aber Reich lässt keine Meinungen neben seiner zu.“ Rosenberg, der auch im Vorstand der 200 Mitglieder zählenden BI Bundesallee ist, stört zudem, dass Reich auf Veranstaltungen wie der im April gerne für den gesamten Kiez spricht. „Aber die BI hat nur sechs oder sieben Mitglieder und unser Kiez hat mehr als 23.000 Einwohner.“
Soweit zur Entstehung der neuen Initiative, die vorerst inoffiziell unter dem Namen "Kiez Wilmersdorf" firmiert. „Einen Verein wollen wir nicht gründen, unsere Zeit nicht mit Verwaltungsarbeit verbringen, sondern etwas Sinnvolles tun“, sagt Rosenberg.
Kein rechtlicher Rahmen also, dafür reichlich „Hands-on-Mentalität“. „Entweder wollen Bürgerinitiativen das große Rad drehen, haben dafür aber eigentlich gar nicht die Mittel. Oder es passiert gar nichts im Quartier. Wir wollen uns um die vielen Kleinigkeiten kümmern, die erledigt werden wollen“, sagt Rosenberg. Die Wilhelmsaue könne auch ohne große Umbauten schöner gemacht werden. Erst kürzlich habe man sich vom Grünflächenamt mit Material ausrüsten lassen, um den Grünstreifen einmal im Monat von Unrat zu befreien. „Das Bezirksamt unterstützt so etwas gerne, weil ihnen das Personal dafür fehlt“, sagt Rosenberg. Am östlichen Ende müssten Bänke am Boden festgeschraubt werden, um den kleinen Park für die Feiergemeinden unattraktiver zu machen. Warum nicht die Blissestraße wieder zur Allee aufforsten? Warum nicht auf dem Mittelstreifen der Uhland-Kurve eine Partie Boule oder Führungen durch anbieten? „Boule funktioniert doch in der Schloßstraße auch“, sagt Rosenberg.
Selber die eigene Wohnqualität verbessern, dazu das Miteinander fördern, präsent sein im Kiez – das will Rosenberg mit der Initiative erreichen. Sein Traum wären 100 Sympathisanten, aber schon 60 Mitstreiter fände er großartig. „Sollte doch möglich sein, wenn wir beim ersten Treffen nur aus der Wilhelmsaue schon 30 mobilisieren konnten.“
Kontakt: kiez-wilmersdorf@gmx.de.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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