1. FC Wilmersdorf verliert deutlich
"Das war heute ein gebrauchter Tag", erklärte Coach Michels ohne Umschweife. "Die ersten drei Gegentreffer waren Geschenke von uns. Da haben wir Stern zum Toreschießen förmlich eingeladen. Und nach der Pause war dann die Luft raus", haderte Michels und konnte sich einen Seitenhieb auf die schlechte Trainingsbeteiligung der vergangenen Wochen nicht verkneifen: "Es ist aber auch kein Wunder, dass nach 45 Minuten die Kräfte nachlassen, wenn man unter der Woche nicht richtig trainiert."
Dabei verlief die Rückrunde für die Mannen vom Volkspark bis dato mehr als ordentlich: Sieben Spiele wurden gewonnen, nur drei gingen verloren. Damit kletterte der 1. FC in der Tabelle auf Platz fünf. Und bei noch sieben ausstehenden Spielen und zurzeit vier Zählern Rückstand auf Tennis Borussia wäre sogar noch der Sprung auf Rang drei möglich.
Und doch ist im Herzen des Bezirks nicht alles Gold, was glänzt: "Ich bin jetzt seit fünf Jahren Trainer der ersten Herren und war vorher Co-Trainer. Über einen so langen Zeitraum hinweg nutzt sich das Verhältnis zwischen Spielern und dem Trainer schon mal ab", erklärte Michels erfrischend ehrlich. "Viele meiner Spieler können einen Satz von mir vermutlich schon fortführen, bevor ich ihn überhaupt zu Ende gebracht habe. Und umgekehrt ist es genauso." Entsprechend sei auch die Stimmung über die gesamte Saison hinweg nicht wirklich überragend gewesen. "Das war kein schönes Jahr", nannte Michels das Kind beim Namen. "Mein Verhältnis zu den Spielern hat sich geändert. Und auch unter ihnen kommt es immer wieder zu Unstimmigkeiten."
Entsprechend wird es einen Umbruch geben: Eine Hand voll Stammspieler wird den Klub definitiv verlassen. Namen wollte der Coach noch nicht nennen. Dafür haben einige Kicker aber bereits ihren Verbleib angekündigt: So werden Torwart Patrick Schmidt sowie Efräim Gakpeto, Timur Binerbay, Maurice Mischer, Patrick Appelt, Tanju Demirkol und Dennis Rach definitiv weiterhin das Trikot vom 1. FC Wilmersdorf tragen. "Darauf lässt sich aufbauen", so Michels, der die restlichen Spieler gebeten hat, sich bis zum 6. Mai über ihren sportlichen Verbleib zu äußern. Um auch in den nächsten Jahren in Berlins höchster Spielklasse bestehen zu können, möchte Michels noch zwei oder drei gestandene Spieler verpflichten, die ins finanzielle Gefüge und - noch viel wichtiger - auch menschlich in die Truppe passen. "Darüber hinaus werden wir versuchen, junge und talentierte Spieler an Land zu ziehen." So wird Michels in den nächsten Wochen verstärkt Spiele der A-Junioren-Verbands- und Regionalliga besuchen, um den einen oder anderen interessanten Nachwuchskicker zu entdecken. "Jedem Einzelnen - in der Mannschaft und im Umfeld - muss klar sein, dass es im nächsten Jahr für uns um nichts anderes als knallhart gegen den Abstieg gehen wird."
Abschließend gestand Michael Michels ein, dass er im Winter kurz darüber nachgedacht habe, die Brocken hinzuschmeißen: "Zum damaligen Zeitpunkt ging es wirklich an die Substanz. Auch für mich war es eine neue Erfahrung zu spüren, wie es ist, wenn Dinge auseinanderfallen, die jahrelang gehalten haben. Doch ich bin dem Fußball und noch viel mehr dem 1. FC Wilmersdorf verbunden. Deshalb wollte ich damals und möchte ich heute unbedingt Trainer bleiben."
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.