Berliner SC kommt mit 0:7 unter die Räder
Wenn Fußballfans immer schon mal wissen wollten, wie sich die Nationalmannschaft Brasiliens bei der Weltmeisterschaft gefühlt haben muss, als sie im Halbfinale gegen Deutschland mit einem 0:5 in die Halbzeit gehen musste - die Kicker vom BSC kennen jetzt die Antwort: Denn die Partie im Werner-Seelenbinder-Sportpark war bereits zur Halbzeit, genauer gesagt nach nur 26 (!) Minuten entschieden. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Schwarz-Gelben schon mit 0:5 zurück. Faruk Numan Sentuerk und Ibrahima Sory Cisse, der innerhalb von nur zwölf Minuten vier Tore erzielen konnte, hatten den Spitzenreiter aus dem Neuköllner Norden uneinholbar in Front geschossen. Die rund 120 Zuschauer rieben sich verwundert die Augen - die Tasmanen voller Stolz, die Wilmersdorfer fassungslos. "So etwas darf keiner Fußballmannschaft passieren - egal, ob sie in der Bundesliga oder in der Kreisklasse spielt", flüsterte ein enttäuschter Besucher seinem Sitznachbarn zu. Der bedauernswerteste BSC-Kicker an diesem Tag war mit Abstand Torhüter Robin Carly, der speziell in dieser katastrophalen Anfangsphase von seinen Vorderleuten sträflich im Stich gelassen wurde. Wenn es etwas Erfreuliches zu berichten gibt, dann lediglich die Tatsache, dass die Wilmersdorfer zumindest danach anfingen, sich zu wehren und sich nicht völlig in ihr Schicksal ergaben. Fairer Weise muss dabei aber auch angemerkt werden, dass der SV Tasmania mindestens einen Gang zurückschaltete, was wiederum dessen Trainer Abu Njie auf die Palme brachte: "Hört doch nicht auf, Fußball zu spielen", rief er seinen Kickern äußerst energisch zu, während er an der Seitenlinie auf und ab sprang und dabei heftig gestikulierte. Dieses Engagement und diesen Willen hätte man an diesem Tag jedem einzelnen BSC-Kicker gewünscht. Zum Ende der Partie schraubten erneut Ibrahima Sory Cisse und Salvatore Rogoli mit ihren Treffern das Ergebnis noch in die Höhe.
Nach nun mehr zwei Siegen, drei Remis und vier Niederlagen rutschte der BSC in der Tabelle auf Platz 13 ab. Und nicht zuletzt dieses Spiel hat gezeigt, dass auf den neuen Coach Michael Wolf in den nächsten Tagen und Monaten viel Arbeit zukommen wird. Es ist gerade einmal drei Wochen her, dass er das Traineramt von Martin Krüger übernommen hat. Berufliche und sportliche Gründe hätten zu diesem Wechsel geführt, heißt es aus BSC-Kreisen. Fakt ist: Die Wilmersdorfer haben eine junge, talentierte Mannschaft. Das Potenzial muss aber auch mal kontinuierlich über einen längeren Zeitraum hinweg abgerufen werden, damit das realistische Ziel, ein einstelliger Tabellenplatz erreicht werden kann. Fakt ist aber auch: Nach neun Spieltagen zeigt sich, dass die Berlin-Liga sehr ausgeglichen besetzt ist. Und in der Vergangenheit haben schon Teams um den Klassenerhalt gekämpft oder sind gar abgestiegen, die das niemals für möglich gehalten hätten. Wenn der Berliner SC also nicht bald die Kurve bekommt, könnte es am Ende dieser Saison ein böses Erwachen geben.
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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