Zahlreiche Spieler verlassen den 1. FC Wilmersdorf
"Drei Jahre Berlin-Liga: Einmal sind wir Dritter geworden und nun zweimal auf Platz sechs gelandet - bei dem geringen Budget, über das wir verfügen, sind diese Platzierungen ohne Übertreibung sensationell", stellt Coach Michael Michels das positive sportliche Ergebnis zunächst voran. "Wenn man nun noch bedenkt, dass wir hier seit Monaten diese Unruhe hatten und die Trainingsbeteiligung zuletzt auch alles andere als gut war, dann ist dieses Ergebnis noch viel sensationeller."
Zur Erinnerung: Bereits in der Hinrunde sollen einige Spieler mit personellen Entscheidungen des Trainers unzufrieden gewesen sein und versucht haben, dem Coach in die Aufstellung hineinzureden. Es ging das Gerücht, der Coach würde nach Sympathie und nicht nach Leistung aufstellen. "Völliger Quatsch", so Michels damals und heute. Fortan wehte in Wilmersdorf ein anderer Wind - die ehemals gute Laune und tolle Stimmung allerdings waren im Keller. "Ich befürchte, dass die Jungs überhaupt nicht wissen, was sie hätten erreichen können, wenn sie in dieser Saison alle an einem Strang gezogen hätten", hadert Michels. "Das Potenzial für die ersten drei oder vier Plätze haben wir in jedem Fall gehabt."
Und so kam, was kommen musste: Zahlreiche Akteure, darunter sieben Stammspieler, werden den 1. FC Wilmersdorf in diesem Sommer verlassen: Timo Bruckmann und Kian Niroomand werden sich dem Ligakonkurrenten Tennis Borussia Berlin anschließen. Auch Jannis Steinert, Dennis Arndt, Benjamin Wollschläger, Moritz Sondermann, Robert Häsen, Manuel Lenz und Phil Gries werden dem Volkspark den Rücken kehren. "Wenn man jahrelang miteinander arbeitet, dann kommt es zwangsläufig zu Abnutzungserscheinungen", sagt Michels. "Das ist ganz natürlich. Viele Ehen halten auch nicht ewig."
Und so richten sich die Blicke nach vorn: Einige neue Spieler haben ihr Kommen bereits per Handschlag zugesagt - darunter ein erfahrener Spieler mit Oberligaformat, aber auch ein paar A-Junioren und drei Spieler aus der zweiten Mannschaft des 1. FC. Namen möchte Michels zwar noch nicht nennen. Zu den künftigen sportlichen Zielen äußert er sich aber sehr wohl: "Wenn ich in den vergangenen Jahren gesagt habe, dass es für uns zunächst darum ging, die Berlin-Liga zu halten, dann war das natürlich auch Understatement, um Druck von der Mannschaft zu nehmen. In der nächsten Saison wird es aber vom ersten Tag an um nichts anderes als um den Klassenerhalt gehen."
Und abschließend gesteht Michael Michels ein, der eine große Leidenschaft für den Fußball, aber eine noch viel größere Leidenschaft für seinen Verein hat, dass dieses Fußballjahr auch bei ihm Spuren hinterlassen hat: "Diese zwölf Monate sind auch an meine Substanz gegangen. Und vielleicht hätte mir eine Pause gut getan. Ich möchte aber weder die Jungs, die bei uns bleiben, noch meinen Klub im Stich lassen."
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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