Ökologisches Modell für Preußenpark
Naturschützer entwerfen Gegenbild zu Umbauplänen des Bezirks
Der Preußenpark ist ein historischer Grünzug mitten in Wilmersdorf. Seit zwei Jahren plant der Bezirk, den Park umzugestalten und so weitere Nutzungsmöglichkeiten zu schaffen. Etwa durch Sport- und Spielflächen. Der Umbau gehe jedoch mit einer erheblichen Versiegelung einher, kritisieren Anwohner und Naturschützer. Sie wollen den Umbau nicht nur verhindern, sie legen viel mehr ein Gegenkonzept vor.
Da hat das Bezirksamt wohl die Rechnung ohne die Naturschutzverbände gemacht, die jetzt die Einhaltung geltenden Naturschutzrechtes einfordern. Zudem wollen sie an den Planungen des Bezirks beteiligt werden. Dazu forderte die Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz (BLN) als Dachverband der Berliner Naturschutzverbände Akteneinsicht in den „Masterplan“ für den Parkumbau. Auf Basis der Akteneinsicht hat die BLN errechnet, dass mit der Umsetzung der Pläne 11 255 Quadratmeter und damit etwa 20 Prozent des 55 000 Quadratmeter großen Parks versiegelt werden würden. Bisher stelle der Preußenpark in diesem hochverdichteten Innenstadtbereich die einzige größere unversiegelte Fläche, teilt die BLN in einer Pressemitteilung mit.
Die Umsetzung der Pläne wäre außerdem mit erheblichen Verlusten an Vegetation und an Lebensraum für Tiere verbunden. Der mit den geplanten Eingriffen verbundene CO₂-Ausstoß sei auch sicher nicht mit den Klimazielen des Bezirks vereinbar, kritisiert die Landesarbeitsgemeinschaft weiter. „Das ist nicht nachvollziehbar in Zeiten von Wassermangel, Klimakatastrophe und Artensterben“, findet Manfred Schubert, Geschäftsführer der BLN. Zudem völlig unnötig. Denn es gehe auch anders.
Park soll größer werden
Die BLN erarbeitet ein Konzept, wie stattdessen eine grüne Oase voller ökologischer Synergieeffekte in der Innenstadt geschaffen werden könnte. Eine Visualisierung sowie eine Vorstellung vor Ort im Rahmen einer Begehung sind in Planung. Zunächst hat die BLN erste Kernpunkte vorgestellt. Dazu gehört als erstes die Parkvergrößerung. Das soll erreicht werden, indem der Park um die angrenzende sechsspurige Brandenburgische Straße erweitert wird, die vom Fehrbelliner Platz bis zur Kreuzung Konstanzer Straße so weit wie möglich entsiegelt, begrünt und in den Park einbezogen wird. Ebenso sollen die Bürgersteigbereiche der Pommerschen und Württembergischen Straße in den Park integrierte werden. Der populäre, aber auch umstrittene Thai-Streetfoodmarkt soll komplett aus dem Park verbannt werden und auf dem Platz vor dem Alten Rathaus Wilmersdorf stattfinden, so die Vorstellungen der BLN.
Außerdem stellt sich die BLN eine „Grüne Achse“ zum Volkspark Wilmersdorf vor. Der „Wilmersdorfer Grünzug“ könnte über die Barstraße als Biotopverbindung vom Preußenpark zum Fennseepark verlaufen. Im Preußenpark selbst wird die Vegetationsfläche durch schmalere Wege vergrößert und eine dichtere, üppigere Vegetation angelegt, heißt es in dem Konzept. Auf dem Rasenrondell sollen weitere schattenspendende große Bäume gepflanzt werden. Ziel ist mehr Schatten, mehr Feuchtigkeit, ein kühlender Park.
Zuspruch von
Preußenpark-Initiative
Auch in Sachen Bewässerung hat sich die BLN Gedanken gemacht: Das Dachregenwasser der anliegenden Behördengebäude könnte in den Park eingeleitet werden. Die vom Bezirk im Park geplante Erweiterung der Spiel- und Sportflächen könnten ebenfalls aufs Dach ziehen: „Das Dach des Parkhauses der Deutschen Rentenversicherung Bund, das unmittelbar an den Park grenzt, wäre wie geschaffen, um dort Sport- und Aktivitätsflächen zu schaffen“, heißt es in dem Konzept.
Die Initiative Preußenpark, die sich vehement gegen die Umbaupläne des Bezirks einsetzt, freut sich sehr über den Vorschlag der BLN. „Er entspricht unseren Vorstellungen zu einhundert Prozent“, sagt Antje Henning von der Initiative, die sich einen naturnahen, unverbauten Park für alle Generationen wünscht: „zum Spazieren und Joggen auf weichen Wegen, zu Gymnastik und Rodeln auf Wiese und Hängen, zum Schulsport im Park, zum Entspannen, Spielen und Auftanken in der Natur“. Der Vorschlag werde auch vom Netzwerk „Grünzüge für Berlin“ mitgetragen, das in dem Schreiben „S.O.S. für den Preußenpark“ im Januar bereits ähnliche Vorschläge für den Park und seine Umgebung vorgelegt hatte.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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