Ein nächster Schritt zur Nachhaltigkeit
Netzwerk Süd-West Berlin führt Einkaufs-Wegweiser ein
Unter dem Motto „Gemeinsam in die Zukunft im Rheingauviertel“ geht der Kiez rund um den Rüdesheimer Platz den nächsten Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Mit einer 44-Seiten starken Broschüre möchte das Netzwerk Anwohner und Gewerbetreibende dazu inspirieren, nachhaltige Angebote im Kiez zu nutzen und „anderes Einkaufen“ auszuprobieren.
Tanja Fügener und Désirée Gianella haben alle Hände voll zu tun. Eine Woche vor der Einführung des neuen Nachhaltigkeits-Einkaufsführers müssen die 3000 Broschüren vorbereitet werden, damit sie ab 9. Dezember unter die Leute gebracht werden können. „Es ist gewissermaßen ein erster Meilenstein auf dem Weg in einen nachhaltigen und plastikfreien Kiez“, sagt Désirée Gianella. Sie ist Inhaberin des Kinder-Outdoor-Shops „Grashüpfer“. Gemeinsam mit der Fotografin und Inhaberin eines Fotostudios im Kiez und dem Friseur Matthias Jung vom Friseurgeschäft Coloratur Jung hatten sie im Vorfeld des Wettbewerbs „MittendrIn Berlin“ überlegt, wie ein wettbewerbsfähiges Konzept aussehen könnte. „Müllvermeidung ist für viele ein Thema. Doch jeder hat einen anderen Ansatz“, erzählt Tanja Flügener. Aber für den Wettbewerb sollte etwas Gemeinsames auf die Beine gestellt werden. Der Verein Netzwerk Süd-West wurde gegründet und ein überzeugendes Konzept unter dem Motto „Plastikfreies Rheingauviertel“ eingereicht. Damit kam der noch junge Verein unter die drei Gewinner. Mit dem Preisgeld können nun die Ideen für einen nachhaltigen Kiez umgesetzt werden.
Der Einkaufsführer gehört zu den ersten „handfesten“ Ergebnissen des Konzeptes. Die Broschüre informiert darüber, wie jeder dazu beitragen kann, den Kiez nachhaltig zu gestalten. Die 15 teilnehmenden Geschäfte und eine Anwohnerin stellen sich vor und erklären, was für sie Nachhaltigkeit bedeutet und wie sie sich für weniger Plastikabfall einsetzen. Im Blumenladen Salzmann Floristik wurde beispielsweise Plastikfolie schon lange abgeschafft. Rewe an der Schlangenbader Straße und die Fleischerei Kluge setzen auf einen verpackungsfreien Einkauf und haben das sogenannte Tablettsystem bereits eingeführt. Hierbei werden mitgebrachte Mehrwegbehälter unter Hygienestandards auf einem Tablett entgegengenommen und befüllt. So wird Verpackungsmüll vermieden. Im napalesischen Restaurant Kumari können Gäste beim Außer-Haus-Verkauf ihr Essen in eigenen Gefäßen mit nach Hause nehmen. Auch das spart Einweggeschirr.
Beuteltausch am Baum
Das „Essen in Mehrweg“ soll Schule machen. „Wir arbeiten mit der Kampagne ,Essen in Mehrweg' zusammen und wollen die Gastronomen im Kiez dafür interessieren, mitzumachen“, sagt Fügener. Großes Ziel ist es, ein einheitliches Mehrwegbehältersystem einzurichten, bei dem die Kundschaft zur Nutzung von Mehrweggefäßen aufgerufen wird. Gerade angesichts des durch Corona steigenden Außerhaus-Konsums wäre das eine sinnvolle Möglichkeit, Wegwerfgeschirr zu vermeiden. Zur Erprobung eines solchen Systems werden noch interessierte Betriebe gesucht. Auch darüber wird in der Broschüre informiert.
In Kooperation mit „Essen in Mehrweg“ sollen zukünftig gemeinsame Aktionen zum Thema im Kiez stattfinden. Zusätzlich wird ein „Beuteltausch-Baum“ dafür sorgen, dass weniger Plastiktüten für den Einkauf im Kiez genutzt werden. Der erste Beuteltausch-Baum steht vor dem Rewe-Markt Schlangenbader Straße. An den Ästen hängen Stoffbeutel, die bei Bedarf kostenlos ausgeliehen werden können. Auch in weiteren Geschäften sind Beutelbäume oder -haken geplant. „So können die Beutel später wieder zurückgebracht oder aber an einem Baum oder Haken in einem anderen Geschäft gehängt werden“, erklärt Désirée Gianella die Idee. Welche Geschäfte mitmachen, erkennen Kunden an einem kleinen Aufsteller im Laden. Dort wird durch Symbole auch vermittelt, in welchen Bereichen sich die Läden besonders engagieren.
Die Einkaufs-Wegweiser sind nach der Einführung in allen teilnehmenden Läden kostenlos erhältlich. Kontakt zum Netzwerk: www.netzwerk-sued-west.berlin
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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