Kritik an Altglas-Entsorgung
Umstellung auf Glas-Iglus verärgert Bürger und Bezirk

Die Glasiglus der Berlin-Recycling an der Laubacher/Ecke Landauer Straße. "Keine Ausnahme und eine Aufnahme von vor Silvester", betont Bürger Wolfgang Hanisch, der zehn Minuten zu diesem Standort laufen muss.  | Foto: Wolfgang Hanisch
  • Die Glasiglus der Berlin-Recycling an der Laubacher/Ecke Landauer Straße. "Keine Ausnahme und eine Aufnahme von vor Silvester", betont Bürger Wolfgang Hanisch, der zehn Minuten zu diesem Standort laufen muss.
  • Foto: Wolfgang Hanisch
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Das Land Berlin stellt seit Ende 2019 sukkzessive die Entsorgung von Altglas für seine Bürger um. Ein Drittel aller Glastonnen auf privaten Grundstücken der Bezirke, vorwiegend außerhalb des S-Bahnrings, werden abgezogen. Leidtragende sind ältere und gehbehinderte Menschen, denen der Weg zu den Glasiglu-Standorten schwer fällt.

Wolfgang Hanisch wohnt in der Wiesbadener Straße, Wilmersdorfer Flur. Ende vergangenen Jahres teilte ihm der Vermieter Deutsche Wohnen per Brief die Umstellung mit. „Recht bald danach waren die Glastonnen vor unserer Haustüre auch schon verschwunden“, sagt er. Als er sich das nächste Mal auf den Weg zum nächstgelegenen Standort eines Glasiglus an der Laubacher/Ecke Landauer Straße machte – für ihn fußläufig zehn Minuten entfernt, ärgerte er sich erneut: „Völlig überfüllt.“ Weil dieser Zustand sich als dauerhaft erwies, sucht er seither – wie in dem Schreiben empfohlen – auf der Internetseite der BSR-Tochter Berlin-Recycling, die im Bezirk die Iglus aufstellt, nach einem weiteren Standort – bislang vergeblich.

Glas fliegt in die Restmülltonne

„Ich bin ja noch gut zu Fuß, aber wir haben im Haus 80- bis 90-jährige Senioren, die diesen Weg nicht mehr auf sich nehmen. Schon gar nicht, wenn die Container dann so voll sind, dass sich Hunderte Flaschen bereits daneben aufreihen.“ Die Folge für Wolfgang Hanisch ist, dass die Menschen erbost ihr Glas in die Restmülltonne feuern. „Und das kann doch nicht im Sinne des Erfinders sein.“

Aus genau diesen Gründen ist CDU-Stadtrat Arne Herz, Leiter des Ordnungsamtes, von Beginn an gegen die Umstellung gewesen: Beschwerlicherer Weg für weniger mobile Menschen und Verlust der wertvollen Ressourcen. „Ich habe das auch dem Senat gegenüber kritisiert und die Bürger sollen ruhig wissen, dass diese Änderung nicht von uns ausgeht“, so Herz. Schwer zu verdauen ist für ihn auch die mangelhafte Kommunikation. „Wir waren nicht in den Prozess eingebunden. Von heute auf morgen hieß es: Das ist jetzt so.“

Standorte für Iglus zu finden, ist schwierig

Berlin-Recycling hält die Umstellung für sinnvoll. Das alte System sei veraltet und die Qualität der Entsorgung über die Iglus sei besser, ist auf dem Infoblatt des Unternehmens zu lesen. Vorher seien nur Buntglas und Weißglas voneinander getrennt worden, jetzt würde Buntglas nochmals in Grün- und Braunglas geteilt. Zudem würden sich weniger andere Materialien wie etwa Porzellan – gerne einmal in die Glastonnen geworfen – in den Iglus finden. „Wenn dem so ist: Warum wird dann nicht innerhalb des S-Bahnrings auch umgestellt?“, hinterfragte Herz. „Ich kann es sagen: Weil es dort noch schwieriger ist, Standorte für die Iglus zu finden.“

Im Bezirk seien bereits 17 Standorte seitens seiner Abteilung genehmigt worden, sagte Herz, bei vieren laufe das Verfahren noch. Drei hätten umgestellt werden müssen, weil die Lärmbelastung für die Anwohner nachweislich zu hoch war. In diesem Zusammenhang lobte Herz die Zusammenarbeit mit Berlin-Recycling. Wenn es begründete Lärmbeschwerden gibt, läuft das Umsetzen unbürokratisch und reibungslos. Insgesamt glaubt Herz auch, dass sich das neue System "einschwingen" müsse, was an seiner grundsätzlichen Haltung freilich nichts ändert. Wolfgang Hanisch dürfte das gespannt verfolgen, denn permanent überfüllte Container und keine Alternativen, das gehe gar nicht.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 452× gelesen
WirtschaftAnzeige
Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk. | Foto: VEAN TATTOO
3 Bilder

VEAN TATTOO
Tätowierer: einer der gefragtesten Berufe unserer Zeit

Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk, das nicht nur künstlerische Fähigkeiten, sondern auch ein tiefes Verständnis des gesamten Prozesses erfordert. In diesem Artikel wird VEAN TATTOO Ihnen die Welt der Tätowierkunst näherbringen und erläutern, warum der Beruf des Tätowierers heute zu den...

  • Mitte
  • 28.10.24
  • 567× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 300× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 428× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.