Schafe weiden in der Südkurve
Vierbeinige Rasenmäher unterstützen Grünflächenamt
Grünflächenpflege kann auch zur Attraktion werden – zumindest wenn der Job von einer Herde Schafe erledigt wird. In der vergangenen Woche übernahmen 30 wollige Vierbeiner die Arbeit des Grünflächenamtes im Horst-Dohm-Eisstadion und sorgten dafür, dass Grünpflege zu einem Hingucker wird.
„Schafe frei“ rief Umweltstadtrat Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Grüne) in die kleine Runde aus Schaulustigen und gab damit gewissermaßen den Startschuss für den ungewöhnlichen Arbeitseinsatz in der Südkurve des Eisstadions. Zuvor informierten er und Bezirksamtskollegin Heike Schmitt-Schmelz (SPD) über das Projekt, das im Wilmersdorfer Stadion in diesem Jahr Premiere hatte. Die Grünpflege sei am Hang der Südkurve des Stadions sehr aufwendig, erklärte Schruoffeneger. Dem wuchernden Grün mit dem Rasenmäher zu Leibe zu rücken, funktioniere hier nicht. „Aber wir haben festgestellt, dass der Bereich für Schafe ideal ist. Sie finden genug Futter und können in Ruhe grasen.“ Er hofft genauso wie die für Sportstätten zuständige Stadträtin Heike Schmitt-Schmelz, dass das Konzept aufgeht und unterm Strich eine Entlastung und ökologische Aufwertung herauskommt.
Ehrenrunde im Stadion
Bevor die blökende Herde ihren neuen „Fresstempel“ erobern konnte, drehte sie mit ihrem Schäfer Björn Hagge eine Ehrenrunde im Stadion. Eskortiert wurden die Tiere von Julie und Jamie, den beiden wachsamen Border Collies. Hagge ist ein sogenannter „Stadtschäfer“. Er ist stolz auf seine Tiere, denn die gehörnten Gotlandschafe oder auch Guteschafe zählen zur ältesten Landschafrasse Schwedens. In Schweden gehört die Rasse zum Kulturerbe.
Hagges Herde besteht inzwischen aus rund 500 Tieren. In kleinen Gruppen sind sie in ganz Berlin im Einsatz. Unter anderem grasen sie am Hahneberg in Spandau und sogar auf dem Dach der Max-Schmeling-Halle in Prenzlauer Berg. In Charlottenburg-Wilmersdorf werden die Tiere zur Landschaftspflege im Schanzenwald hinter der Waldbühne und im Schlosspark eingesetzt.
Weiter geht's anschließend zum Sportstadion
Wenn die Südkurve im Horst-Dohm-Eisstadion abgefressen ist – dazu brauchen die Tiere etwa drei bis vier Tage –, zieht die Herde weiter. Dann geht es zum benachbarten Sportstadion Wilmersdorf. Hier werden sie sich vor allem über die dicht bewachsenen Bäume und Büsche auf den Tribünenflächen hermachen. Eschenahorn oder Brombeerbusch werden ebenfalls sonst von den Mitarbeitern des Grünflächenamtes beschnitten. Passiert das nicht regelmäßig, können die Sträucher bis zu drei Meter hoch wachsen. Wenn die Blätter und Zweige jedoch von Schafen abgefressen werden, wird das schnelle Wachstum verhindert. Das spart Geld.
Im September werden die Schafe voraussichtlich noch einmal ihren Dienst in den Wilmersdorfer Sportstätten antreten. Dann sei ein zweiter Beweidungsgang fällig, erklärt Schäfer Hagge. In der Regel reicht das auch. Es sei denn, der Sommer wird sehr feucht. Dann wird es wohl eine Sonderschicht geben.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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