"Babel 30" und die tauben Ohren
Bürgerinitiative will die Babelsberger Straße lebens- und liebenswerter haben – bisher vergeblich
Ihr Bestreben tragen sie beim Bezirksamt schon seit zehn Jahren vor, nun wollen sie ihm als Bürgerinitiative (BI) „Babel 30“ Nachdruck verleihen. Die Anwohner der Babelsberger Straße hätten ihren Kiez gerne lebenswerter.
Dazu gehört zum einen – wie der Name der Initiative schon impliziert – die Einhaltung des bestehenden Tempolimits von 30 Kilometern pro Stunde. Das werde zu häufig überschritten, sagt Roger Kutschki, einer der Köpfe der Initiative. Seit zwölf Jahren lebt er in dem betroffenen Abschnitt zwischen der Badenschen und der Waghäuseler Straße. Das Problem auf diesem Teilstück: Im Gegensatz zur Strecke zwischen der Berliner und der Badenschen Straße ist die Fahrbahn dort zwölf Meter breit – wohlgemerkt ohne die Parkbuchten auf beiden Seiten. „Irgendwann wurden die klassischen Vorgärten gekappt. Deshalb ist die Straße hier so breit. Das verleitet natürlich zum Heizen“, sagt Kutschki. Ferner werde die Babelsberger Straße von Autofahrern gerne als Abkürzung zur Wexstraße und damit zur Auffahrt auf die A 100 genutzt.
„Unser Vorschlag ist es daher, die Straße zu verengen. Eigentlich reicht in der einfachsten Version ein Eimer Farbe und Kunststoffschwellen, um die Parkplätze um eineinhalb oder zwei Meter in Richtung Straßenmitte zu verlegen“, sagt Michael Nückel, ebenfalls eine treibende Kraft der BI. „Dadurch würden wir zwischen Häuserfront und den parkenden Autos viel Platz gewinnen. Der Boden um die Straßenbäume herum könnte entsiegelt, hier und da eine Bank aufgestellt oder dringend benötigten Fahrradbügel installiert werden“, erklärt er. Auch Platz für weitere Begrünung wäre. „Alles Maßnahmen, die auch einmal zum Flanieren einladen würden.“
Nach Auffassung der derzeit 20 bis 30 Anwohner zählenden Initiative würde niemand eingeschränkt. Vielleicht müssten ein paar Parkplätze für Furten zu den Müllhäuschen geopfert werden. Denn auch das sei ein Problem. „Manchmal findet die BSR keine Lücke, dann lässt sie die Tonnen zu Recht stehen“, sagt Kutschki.
Weil der finanzielle Aufwand überschaubar sei und die Anwohner für kleinere Maßnahmen auch zusammenlegen würden, wundern sich die beiden, dass sie beim Bezirksamt trotz regelmäßigen Schriftverkehrs kein Gehör finden. „Ob unter Marc Schulte, Klaus-Dieter Gröhler oder jetzt Oliver Schruoffeneger als Baustadtrat: Es passiert nichts, das hatte und hat keine Priorität. Wir finden aber, wir haben auch ein Recht darauf, uns wohlzufühlen“, sagt Nückel.
Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Die Grünen) bestätigte nun: „Die Babelsberger Straße kann aufgrund der Personalsituation im Tiefbauamt und den vielen anderen Aufgaben keine Priorität haben.“ Der Stadtrat sieht aber noch ein ganz anderes Problem: „Es gibt dort zwei Initiativen. Die einen wollen Veränderung, die anderen hätten gerne, dass alles bleibt wie es ist. Und die Zeit, auch noch zwischen den beiden Lagern zu moderieren, haben wir wirklich nicht.“ Damit konfrontiert, fiel Nückel aus allen Wolken. Davon wisse er nichts. Bei den Aktionen wie dem nachbarschaftlichen Frühstück im Frühjahr 2019 etwa, als die Initiative eine große „30“ auf den Asphalt pinselte und mit ihren Tischen die Straße demonstrativ verengte, habe es nur Daumen nach oben gegeben, auch von der benachbarten Kita. Das müsse geklärt werden, gab Nückel zu, an den Wünschen ändere der Umstand freilich nichts.
Das nächste „Frühstück auf der Straße“ findet am 14. Februar um 7.30 Uhr statt unter dem Motto "Für eine l(i)ebenswertere Babelsberger".
Informationen zur Initiative gibt es auf der Homepage babel30.de.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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